Was ist Pseudogetreide?
Es sieht aus wie Getreide, lässt sich zu Mehl verarbeiten und ist doch „pseudo“ – also kein „richtiges“ Getreide. In diesem Blogartikel zeigen wir Dir, was Pseudogetreide ist, was dieses von Getreidesorten wie z.B. Weizen unterscheidet und wie Du es in der Küche für viele Rezepte verwenden kannst.
Definition von Pseudogetreide
Pseudogetreide, also „falsches Getreide", umfasst eine Gruppe von Pflanzen, deren Samen ähnlich wie herkömmliches Getreide in der Ernährung verwendet werden kann. Das heißt, sie können zu Mehl vermahlen oder gekocht verzehrt werden. Anders als Weizen, Roggen und co. gehören Pseudogetreidearten nicht zur botanischen Familie der Süßgräser, sondern stammen von Pflanzen, die zu verschiedenen Pflanzenfamilien gehören.
Die bekanntesten Pseudogetreidearten sind Quinoa, Amaranth, Buchweizen und Hirse. Weniger bekannte Pseudogetreidearten sind Fonio und Teff, die beide aus Afrika stammen, sowie Canihua, ein aus den Anden stammendes Korn, das Quinoa ähnelt. Auch Leinsamen, Hanfsamen, Chiasamen und sogar Soja werden teilweise zu den Pseudogetreidearten gezählt, denn auch sie haben eine kornartige Form und lassen sich zu Mehl verarbeiten. Couscous und Bulgur zählen nicht zu den Pseudogetreidearten, denn sie werden aus Weizen hergestellt.

Eigenschaften von Pseudogetreide
Pseudogetreidearten wie Amaranth, Buchweizen und Quinoa werden oft als „Supergrains“ bezeichnet, da sie reich an Kohlenhydraten, Eiweiß und Mineralstoffen sind. Diese Nahrungsquellen sind glutenfrei, was sie zu einer Alternative für Menschen mit Glutenunverträglichkeit („Zöliakie“) macht, von der in Deutschland etwa ein Prozent der Bevölkerung betroffen ist. Für Menschen mit Zöliakie sollten den Verzehr von Gluten meiden, der Rest der Bevölkerung kann dagegenen bedenkenlos glutenhaltige Lebensmittel verzehren . Pseudogetreidearten tragen zu einer abwechslungsreichen Ernährung bei und haben ernährungsphysiologische Vorteile. Quinoa und Amaranth haben beispielsweise einen etwas niedrigeren Kohlenhydrat- und Ballaststoffgehalt als Vollkornweizen, was sie insbesondere für Personen mit erhöhtem Blutzucker oder Übergewicht, geeignet macht.
Nährstoffprofile der bekanntesten Pseudogetreidearten
Amaranth enthält Proteine und ist reich an der essenziellen Aminosäure Lysin, die in vielen anderen Getreidearten oft nur in niedriger Konzentration vorhanden ist. Es ist ebenfalls eine Quelle für Eisen, Magnesium, Phosphor, Mangan, Vitamin B6 und Folsäure.
Quinoa wird für seine Aminosäuren geschätzt. Es enthält außerdem Eisen, Magnesium, Phosphor, Zink, Vitamin B1, B2 und B6 sowie eine beachtliche Menge an Ballaststoffen und Antioxidantien.
Hirse ist bekannt für ihren Gehalt an Magnesium, Phosphor, Mangan und B-Vitaminen. Sie enthält Silizium, das für die Knochen- und Gewebegesundheit wichtig ist, und enthält Antioxidantien, die zur Prävention von Krankheiten beitragen können.
Buchweizen ist reich an Magnesium, Kupfer, Mangan, Vitamin B1 und B2. Er enthält das Flavonoid Rutin, das zur Stärkung der Blutgefäße beitragen kann, und Ballaststoffe, die die Verdauung unterstützen.

Geschmacksprofil der bekanntesten Pseudogetreidearten
Pseudogetreidearten bieten je nach Zubereitungsart eine Vielfalt an Geschmacksrichtungen und Konsistenzen, die sich für viele Rezepte eignen. Quinoa hat einen leicht nussigen Geschmack und eine zarte Konsistenz, schmeckt gekocht leicht knusprig. Es passt gut zu Salaten, Suppen oder als Beilage zu Fleisch- und Gemüsegerichten. Amaranth, ein besonders kleines Korn, besitzt ebenfalls einen nussigen, aber etwas erdigeren Geschmack und wird beim Kochen klebrig, was ihn ideal für Puddings, Porridge oder als Verdickungsmittel in Suppen macht. Buchweizen hat einen ausgeprägten, fast erdigen Geschmack und eine weiche, fast cremige Textur nach dem Kochen oder backen. Er eignet sich gut für herzhafte Eintöpfe, Pfannkuchen oder Nudeln. Hirse bietet einen milden, leicht süßlichen Geschmack und eine fluffige Konsistenz, ähnlich wie Couscous, ist perfekt für Salate, Beilagen oder als Frühstücksbrei.

Zubereitung von Pseudogetreiden
Die Zubereitung von Pseudogetreidearten ist vielseitig, und je nach Art können verschiedene Methoden angewendet werden. Damit eignen sich Pseudogetreidearten für eine Vielzahl an Rezepten.
- Kochen: Vor dem Kochen sollte Quinoa gründlich gewaschen werden, um die bitter schmeckenden Saponine zu entfernen, bevor man ihn in einem Verhältnis von 1:2 (Quinoa zu Wasser) für etwa 15 Minuten kocht. Amaranth und Hirse können direkt gekocht werden, wobei ein leichtes Rösten vor dem Kochen den Geschmack verstärken kann. Buchweizen wird oft geröstet verkauft (als Kasha) und kann direkt gekocht werden, bis er weich ist.
- Backen: Beim Backen verhalten sich Pseudogetreidearten anders als herkömmliches Getreide, vor allem wegen des fehlenden Glutens, das für die Elastizität und Struktur in Gebäck sorgt. Um Brot oder Kuchen mit Pseudogetreide zu backen, werden oft Bindemittel wie Xanthangummi oder Eier benötigt, um die Zutaten zusammenzuhalten. Pseudogetreidearten wie Buchweizen und Quinoa können verwendet werden, um glutenfreies Gebäck zu erstellen, das jedoch eine andere Textur und Feuchtigkeit als Weizengebäck hat.
- Braten: Für das Braten eignen sich insbesondere Quinoa und Hirse, um Beilagen oder vegane/vegetarische Bratlinge zu kreieren. Die Körner werden vorab gekocht, bevor sie zu Patties geformt und in der Pfanne gebraten werden können.

Anbau von Pseudogetreiden weltweit und in Europa
Pseudogetreidearten stammen ursprünglich aus verschiedenen Teilen der Welt, besonders aus Südamerika und Afrika. Ihre Bekanntheit und zunehmende Nachfrage haben dazu geführt, dass Pseudogetreidearten zunehmend auch in Europa und Deutschland angebaut werden. Ihr Anteil ist jedoch derzeit noch marginal und das meiste Pseudogetreide wird importiert. Versuche haben jedoch gezeigt, dass Pseudogetreidearten erfolgreich auch in kälteren Klimazonen angebaut werden können und für den Anbau einige Vorteile bieten: Sie sind im Vergleich zu echtem Getreide oft anpassungsfähiger. Sie können beispielsweise trockene Bedingungen und hohe Temperaturen gut vertragen und stellen geringe Ansprüche an den Boden. Buchweizen eignet sich zudem als Zwischenfrucht, da er Stickstoff bindet und die Bodenqualität verbessert.