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Hofübergabe

Tierwohl: Haltungsformen 1 bis 4

Beim Einkauf von Fleischprodukten siehst Du seit einigen Jahren auf vielen Verpackungen Siegel, die Haltungsformen von 1 bis 4 kennzeichnen. Das Label wurde ins Leben gerufen, um Transparenz über die Bedingungen in der Fleischerzeugung zu schaffen und Dir die Unterschiede in der Tierhaltung besser verständlich zu machen. Doch was genau bedeuten diese Haltungsformen von 1 bis 4? Und was bedeuten sie konkret für das Tierwohl?

Was bedeutet das Tierwohl-Label?

Das deutsche Tierwohl-Label der „Initiative Tierwohl“ wurde 2015 als Kooperationsprojekt von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft, Lebensmitteleinzelhandel und Gastronomie gestartet. Es bietet eine einheitliche Kennzeichnung auf Fleischprodukten, die Dir anzeigt, unter welchen Bedingungen ein Tier bis zu seiner Schlachtung gelebt hat. Das Label dient dazu, Transparenz in der Tierhaltung zu schaffen und Verbraucherinnen und Verbrauchern eine bessere Entscheidungsgrundlage beim Einkauf zu bieten. 

Das Label ist in vier verschiedene Stufen gegliedert, wobei jede Stufe spezifische Kriterien wie verfügbaren Platz, Auslauf und Fütterungsart erfüllt. Jede dieser Stufen steht für einen bestimmten Standard in der Tierhaltung, wobei die Anforderungen von Stufe 1 bis Stufe 4 zunehmen. Die Haltungsformen, die durch das Label differenziert werden, sind:

 

  • Haltungsform 1: „Gesetzlicher Standard“
  • Haltungsform 2: „Stallhaltung Plus“
  • Haltungsform 3: „Außenklima“
  • Haltungsform 4: „Premium“

 

 

Haltungsformen 1 bis 4 im Vergleich

Die Haltungsformen und ihre jeweiligen Kriterien sind für jede der vier Stufen genau definiert:

 

 

Haltungsform 1: „Gesetzlicher Standard“

Die Haltungsform 1, auch bekannt als „Gesetzlicher Standard“, stellt die grundlegendste Form der Tierhaltung dar. Diese Kategorie entspricht den gesetzlich vorgeschriebenen Mindeststandards. Hier wird sichergestellt, dass die Grundbedürfnisse der Nutztiere, wie Nahrung, Schutz und angemessener Mindestplatz, abgedeckt sind. Die Haltungsform 1 bietet einen soliden Grundstandard für die Tierhaltung und stellt sicher, dass die Tiere in einer sicheren und kontrollierten Umgebung leben.

 

Haltungsform 2: „Stallhaltung Plus“

„Stallhaltung Plus“, die zweite Stufe, geht über die gesetzlichen Vorgaben hinaus und bietet den Nutztieren zusätzlichen Platz und Komfort. In dieser Form der Haltung ist der Platz pro Tier um etwa 10-20% größer als im gesetzlichen Standard (Haltungsform 1). Dies ermöglicht den Tieren mehr Bewegungsfreiheit und erhöht dadurch ihr Wohlbefinden. Zusätzliche Maßnahmen wie Spielzeug oder Beschäftigungsmaterial sind in der Stallhaltung Plus vorgesehen, um den Tieren ein besseres Ausleben ihrer natürlichen Verhaltensweisen zu ermöglichen.

 

Haltungsform 3: „Außenklima“

Die Haltungsform 3, bekannt als „Außenklima“, bietet den Tieren neben einem großzügigeren Innenbereich auch Zugang zu Außenflächen, die ihnen erlauben, ihre natürlichen Verhaltensweisen wie Scharren, Wühlen oder Sonnenbaden auszuleben. 

 

Haltungsform 4: „Premium“

Die höchste Kennzeichnung, die „Premium“-Haltungsform, setzt die anspruchsvollsten Standards in der Tierhaltung. Hier haben die Tiere nicht nur deutlich mehr Platz im Stall und regelmäßigen Zugang zu großzügigen Außenbereichen, sondern es werden auch höchste Ansprüche an die Qualität des Futters und die gesamten Lebensbedingungen gestellt. 

Wie kann ein Produkt das Tierwohl-Label erhalten?

Um das Tierwohl-Label für eine der vier Stufen zu erhalten, müssen Landwirtinnen und Landwirte zuerst eine Reihe von spezifischen Kriterien erfüllen, die von der zertifizierenden Stelle festgelegt wurden. Diese Kriterien variieren je nach Tierart und umfassen detaillierte Anforderungen an die Tierhaltung. Beispielsweise müssen in der Rinderhaltung bestimmte Bedingungen hinsichtlich des Stalls (wie ausreichend Bewegungsfreiheit, angemessenes Stallklima, ausreichend Tageslicht und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere) sowie veterinärmedizinische Maßnahmen zur Sicherstellung der Tiergesundheit erfüllt sein.

Sobald ein Betrieb alle erforderlichen Kriterien umgesetzt hat, erfolgt eine Überprüfung durch unabhängige Kontrolleure. Diese stellen sicher, dass die Vorgaben eingehalten werden. Erst nach erfolgreicher Prüfung darf das Fleisch des Betriebes mit dem Tierwohl-Label ausgezeichnet werden.

Zusätzlich zu dieser Erstprüfung unterliegen die Betriebe regelmäßigen Kontrollen, um die fortlaufende Einhaltung der Standards zu gewährleisten. Diese Kontrollen finden üblicherweise zweimal jährlich statt, wobei einige davon unangekündigt erfolgen, um eine konstante Einhaltung der Tierwohl-Kriterien zu gewährleisten.

Wie beeinflussen die Haltungsformen die Lebensmittelqualität?

Die Art und Weise, wie Tiere gehalten werden, spielen eine Rolle für die Qualität der daraus gewonnenen Lebensmittel. Tiere, die in einer komfortablen Umgebung leben, sind tendenziell gesünder. Diese positiven Lebensbedingungen können sich auf die Qualität des Fleisches, auf dessen Struktur und Geschmack, auswirken. Ebenso kann qualitativ hochwertiges Futter zu einer höheren Nährstoffdichte und einer besseren Gesamtqualität des Lebensmittels führen.

Was bedeutet das Tierwohl-Label für die Landwirte?

Landwirtinnen und Landwirte stehen häufig vor dem Dilemma, dass sie das Wohl und die Gesundheit ihrer Tiere verbessern wollen, aber aufgrund des Marktdrucks oft nicht in der Lage sind, ihre tierischen Produkte zu angemessenen Preisen zu verkaufen. Dies erschwert die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung des Tierwohls. Hier bieten Tierwohl-Labels eine mögliche Lösung, indem sie den Landwirten und Landwirtinnen finanzielle Unterstützung zusichern, sofern sie sich für das Tierwohl engagieren und die erforderlichen Kriterien erfüllen. Somit profitieren sowohl die landwirtschaftlichen Betriebe als auch die Tiere von diesen Labels.

Besonders das Label der Initiative Tierwohl ist hervorzuheben. Durch seine stufenweise Differenzierung ermöglicht es vielen Betrieben, sich an den Tierwohl-Maßnahmen zu beteiligen. Viele der erforderlichen Maßnahmen können ohne umfangreiche Umbaumaßnahmen umgesetzt werden, wodurch die Betriebe ihre Haltungsformen schrittweise verbessern können. Im Gegensatz dazu erfordern Siegel ohne solche Abstufungen von Anfang an eine umfassende und oft kostenintensive Umstrukturierung des gesamten Betriebes.

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