Regionale Meeresfischzucht
Louise Niehues betreibt auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihres Mannes eine innovative Fischzucht in einer geschlossenen Kreislaufanlage mitten im Münsterland. Seit 2023 züchtet die 39-jährige Mutter von drei Kindern Wolfsbarsche, die sie an die regionale Gastronomie und über einen Hofverkauf vermarktet. „Die Kreislaufanlage erlaubt uns, Fische nachhaltig und ressourcenschonend zu halten. So können wir regionale Meeresfische anbieten, die mit keinem anderen Fisch vergleichbar sind – kaum CO2-Emissionen, kein Mikroplastik und frisch.“
Louise Niehues im Video-Porträt
Aufgewachsen in einem Umfeld, das wenig mit Landwirtschaft zu tun hatte, verschlug es Louise Niehues eher über Umwege in die Fischzucht. Nach ihrem Berufseinstieg als Mediengestalterin und dem Studium der Kommunikationswissenschaften lernte sie ihren Mann kennen, der den elterlichen Hof in der Region weiterführte. „Mein Mann und ich haben uns immer nach neuen Möglichkeiten umgesehen, um unseren Hof zukunftsfähig zu gestalten“ ,erzählt sie. Das traditionelle Standbein des Hofes, die Schweinezucht, bot wenig Spielraum, und die beiden suchten nach einer Nische, die regional einzigartig war. Über Kontakte stießen sie auf das Konzept der Kreislaufanlagen für die Zucht von Meeresfischen außerhalb des Meeres.
Der Wolfsbarsch gilt als ein edler und beliebter Speisefisch und passte perfekt zu ihrer Idee und zur bestehenden Infrastruktur des Hofes. Die Fischzuchtanlage besteht nun aus fünf Hochseecontainern, von denen drei für die Becken und Filter verwendet werden. In der Anlage wird das Wasser permanent gereinigt und recycelt, die Abwärme der Biogasanlage erwärmt das Anlagenwasser auf optimale 24 Grad und das Abwasser nutzen die Landwirte zur Befeuchtung des Mists für die Biogasanlage. Die Anlage läuft nahezu vollautomatisch, dennoch sind regelmäßige Kontrollen und Wartungen nötig, um die Gesundheit der Fische und die Wasserqualität sicherzustellen. „Meine Aufgaben sind sehr vielfältig. Ich reinige und warte die Anlage, kalibriere Sensoren. Gleichzeitig habe ich sehr viel mit Menschen zu tun, Gastronomen und Besuchern, die unsere Anlage besichtigen.“
Seitdem die ersten Setzlinge im September 2023 eingezogen sind, wird das Produkt in den letzten Monaten zunehmend nachgefragt. „Wir arbeiten ausschließlich über Vorbestellung. Kunden können ihre Bestellungen über einen Onlineshop aufgeben und die Fische direkt am Hof abholen. Die Gastronomie beliefere ich.“
Louise Niehues‘ Ziel ist es, den regionalen Vertrieb weiter auszubauen und die Geschichte ihrer Fischzucht bekannt zu machen. „Unsere Aquakultur ist frei von Mikroplastik, die Tiere sind vor Fressfeinden geschützt und der Fisch ist wesentlich nachhaltiger produziert, da das Meer dadurch nicht belastet wird. Es gibt zum Beispiel keine Zerstörung des Meeresbodens durch Schleppnetze, keinen Beifang, keine Dezimierung der Nahrungsgrundlage anderer Tiere.“ Auch Emissionen für Transport werden reduziert, da der Fisch in der Region großgezogen und vertrieben wird. Gemeinsam mit ihrem Mann plant sie, den Wolfsbarsch ab dem nächsten Jahr auch im Rahmen einer Genossenschaft, der sogenannten „Geflossenschaft“, anzubieten.