Artenvielfalt
Als Jochen Kanders 2006 den elterlichen Hof in fünfter Generation übernahm, kümmerte er sich neben dem Ackerbau um Schweine und Kühe, typische Nutztiere eines landwirtschaftlichen Betriebs. Heute gibt es kein Großvieh mehr auf dem Welleshof – dafür tausende von Insekten und anderen Wildtieren. „Unsere Bienenweiden sind Heimat für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Insekten. Sie sind auch Deckung, Brutplatz und Nahrungsquelle zahlreicher anderer Tiere wie Hasen, Fasan, Rebhuhn und Feldlärche.“ BürgerInnen biete er an, Patenschaften für die Weiden zu übernehmen und somit die Biodiversität um seinen Hof zu unterstützen.
Jochen Kanders im Video-Porträt
„Als Landwirt eines Familienbetriebs ist es ein Privileg, diesen Hof nutzen zur dürfen und mein ureigenes Interesse, nachhaltig und zukunftsfähig zu sein.“ Für Jochen Kanders bedeutet Landwirtschaft deshalb immer, mit der Zeit und ihr auch voranzugehen. Seinen Vater bezeichnet Jochen Kanders als Pionier der erneuerbaren Energien. Er selbst setzt die Ideen seines Vaters mit Biogas- und Photovoltaikanlagen fort und legte zudem einen neuen Schwerpunkt auf Schutz der Artenvielfalt mit seinem 2019 gegründetem Projekt „Bienenweiden“. „Dass Insekten ausschlaggebend für das Gleichgewicht unseres Ökosystems sind, ist weitreichend bekannt. Als ich in Bayern von einem Kollegen hörte, der auf Ebay Kleinanzeigen Bienen-Patenschaften vermarktet hat, habe ich die Idee übernommen, um auch privat etwas zu bewegen.“ Inzwischen bewirtschaftet er zusammen mit 130 Paten 20.420 m2 seiner Flächen als Bienenweiden. Jahr für Jahr sät er eine bunte Mischung an Pflanzen, um möglichst vielen Insekten Lebensräume zu bieten. „Bei meinen Bienenweiden geht es nicht nur um die einzelne Pflanze oder ein Insekt, sondern um das große Ganze. Um mal ein Beispiel aus dem Bereich der Schmetterlinge zu bringen: Der Admiral, der kleine Fuchs und das Tagpfauenauge benötigen die Brennnessel, um die Eier ihrer Larven abzulegen. Der Schwalbenschwanz hingegen benötigt als Wirtspflanze Möhre, Fenchel oder Dill.“ Wirtspflanzen sind die Pflanzen, von denen sich Insekten, in dem Falle der Schmetterling, ernähren. Zusammen mit einem Insektenkundler kartiert er die Populationen der Wildtiere und kann seine Pflanzungen auf ihre Bedürfnisse abstimmen. So konnte er zudem zeigen, dass auch bedrohte und gefährdete Vogel- und Insektenarten auf den Bienenweiden Heimat finden.
„Wir Bauern leben in und mit der Natur. Wir haben in den meisten Fällen den Betrieb nur geliehen bekommen und werden ihn weiter an die nächste Generation verleihen. Deshalb setzen sich viele meiner Kolleginnen und Kollegen neben der gesellschaftlichen Versorgung mit Lebensmitteln für den Naturschutz ein“. Dieser bleibt jedoch oft zu wenig sichtbar, wie er findet. Mit seinen über Patenschaften finanzierten Bienenweiden will Jochen Kanders deshalb auch öffentliche Aufmerksamkeit darauf lenken, was es heißt, Zukunftsbauer zu sein.
Sein Engagement? Ausgezeichnet! Finden nicht nur wir, sondern auch der deutschlandweite #BeeBetter-Award des Burda-Verlags der Jochen Kanders und seine Bemühungen rund um Blühwiesen mit dem ersten Platz in der Kategorie Landwirtschaft belohnt hat. Bei der Preisverleihung am 07. Oktober 2022 in Leipzig wurde so zum vierten Mal der Award für hervorragende Aktionen und Ideen rund um den Wildbienenschutz ausgelobt. Da kann das Projekt der Blühwiesen-Patenschaft des 44-jährigen Landwirts aus Uedem nicht fehlen. Zusammen mit 130 Paten schafft er es, mittlerweile 20.420m2 Bienenweiden zu bewirtschaften und gewinnt eine immer größer werdende Rolle im regionalen Arten- und Bienenschutz.