Getreideanbau mit Forschung am Feldrand
„Die Arbeit in der Landwirtschaft hat ihren besonderen Reiz: Kein Jahr ist wie das andere“, so der 35-jährige Felix Wierling aus Ottmarsbocholt. Doch im Anbaujahr 2022/23 haben die Wetterbedingungen den Getreideanbau des Landwirts vor besondere Herausforderungen gestellt: Nach einem sehr trockenen Herbst, in welchen die Aussaat des Winterweizens gefallen ist, folgte ein nasser Winter, ein trockener Frühling und dann wiederum ein sehr nasser Sommer. „Gegen das Wetter sind wir machtlos, aber mit gewissen Mechanismen können wir reagieren“, erzählt er. Auf einer Teilfläche von gesamten 55 Hektar Ackerland hat er auch dieses Jahr wieder Winterweizen angebaut und musste sich, wie viele andere LandwirtInnen auch, Wetterextremen und daraus resultierenden Herausforderungen stellen.
Felix Wierling im Video-Porträt
Felix Wierling betreibt im Nebenerwerb auf 55 ha einen reinen Ackerbaubetrieb. Sein Schwerpunkt: Getreide, das er in rotierenden Fruchtfolgen anbaut. Zum Anbau gehören Wintergerste, Winterweizen, Winterroggen, Winterraps und Silomais. Obgleich der Familienbetrieb Getreide bereits seit Jahrzehnten anbaut, gibt es „kein Schema F in der Landwirtschaft“, so der Junglandwirt. Besonders die sich häufenden extremen Wetterbedingungen erschweren die Planungen in der Landwirtschaft. Im regenreichen Sommer dieses Jahres ergaben sich beispielsweise kaum Zeitfenster für die Getreideernte. Zudem waren die Ähren durch die Regenfälle oft umgeknickt und keimten bereits wieder am Boden aus, was große Verluste bedeutete. „Eine große Herausforderung beim Getreide ist, dass wir erst zum Zeitpunkt der Ernte wissen, welche Qualität wir ernten.“
Weil in der Landwirtschaft immer mit verschiedensten Wetterbedingungen gearbeitet werden muss, legt Felix Wierling einen besonderen Fokus auf die Faktoren, die er beeinflussen kann. Sei es die Sortenwahl, die Anbauvarianten oder -methoden. „Versuch macht klug“ – das ist seine Arbeitsphilosophie. In der Praxis bedeutet dies: Feldversuche auf seinen Feldern.
Im Fokus steht dabei – im Rahmen der regenerativen Landwirtschaft – stets der Boden und dessen Gesundheit. Seit einigen Jahren arbeitet Wierlings Betrieb pfluglos – dies hat Gründe: „Das schlagkräftigste Argument auf den Pflug zu verzichten, war die Zeit- und Kostenersparnis“, erklärt er. Auch Zwischenfrüchte, die zwischen den Hauptkulturen stehen, spielen eine zentrale Rolle in seiner Betriebsstrategie. Momentan nimmt er an einer deutschlandweiten Studie teil, in der die Kombination verschiedener Zwischenfrüchte und deren Auswirkungen auf die Bodengesundheit untersucht werden. Denn trotz der Abhängigkeit vom Klimawandel, ist Felix Wierling auch die klimaschützende Funktion der Landwirtschaft ein Anliegen: „Täglich werden zum Beispiel viele Hektar versiegelt, das ist kontraproduktiv für den Klimawandel. Dabei kann die Landwirtschaft neben der Forstwirtschaft, aktiv CO2 speichern – als Humus im Boden.“