Im Umkreis von 40 km – so funktioniert regionale Landwirtschaft
Seit einiger Zeit boomen regionale Lebensmittel. Doch für Christoph Vienenkötter und seine Familie ist die regionale Direktvermarkung keine neue Strategie, sondern ein Konzept, nachdem sie seit 50 Jahren arbeiten.
„Schon mein Opa fuhr 1970 mit Trecker und Anhänger durch die Siedlung und verkaufte Kartoffeln und Eier direkt an die Haushalte“, erzählt der 27-Jährige. Enkelsohn Christoph und sein Vater haben das Konzept immer weiter ausgebaut, jedoch ohne die Transportwege zu erhöhen. Heute beliefert der Familienbetrieb rund 1.500 Privathaushalte, 27 Supermärkte, zudem Bäckereien, Gaststätten und Wochenmärkte – und alles im Umkreis von maximal 40 km und ohne Großhändler.
Christoph Vienenkötter im Video-Porträt
Christoph Vienenkötters Arbeitstag beginnt in aller Frühe und endet oft spät. Doch die erste Aufgabe des Tages ist auch gleichzeitig seine liebste. Gleich nach Aufstehen geht der Jungbauer in den Stall, um seine 10.000 Legehennen vor die Tür zu lassen.
„Es erfreut mich jeden Tag, wenn ich die Hühner nach dem Eierlegen nach draußen auf die Wiese lasse und zusehen kann, wie sie picken, scharren und sandbaden.“
Danach koordiniert er Bestellungen, teilt Fahrer ein, erstellt Packlisten. Oft fährt er auch selber und beliefert Märkte oder räumt die Regale in den EDEKA- und REWE-Läden der Region ein. Denn der direkte Kontakt mit allen seinen Kunden – seien es Gastronomen, Supermarktbetreiber oder Haushalte – ist im sehr wichtig. Gerne lädt die Familie auch zum Besuch ein: Entweder zum samstäglichen Hofverkauf oder für Führungen.
Nebenbei müssen auch die Hühner versorgt werden, die Äcker bearbeitet und geerntet werden. Die Trockenheit der letzten Jahre hat ihm zu schaffen gemacht.
„Im Sommer sind die Tage oft besonders lang, denn wir beregnen nachts noch die Kartoffeln.“
Doch Christoph Vienenkötter ist stolz auf seinen Beruf und die Erzeugnisse seines Hofes. Als studierter Agrarwirt hat er maßgeblich dazu beigetragen, den Familienhof zu modernisieren und zukunftsfähig zu machen. Er baute das Netzwerk zu den Supermärkten schon während seines Studiums aus. Der neue, 2018 erbaute Freilandhaltungsstall vereint Tierwohl und moderne Technologien, da er sich teilweise übers Smartphone steuern lässt.
Für Christoph Vienenkötter ist das Konzept der regionalen Direktvermarktung eine Win-Win-Situation: Für die Verbraucher, denn sie profitieren von fairen, klimafreundlichen, hochwertigen Lebensmitteln. Für die Landwirte, denn sie können höhere Preise erzielen. Für die Tiere, denn Nachhaltigkeit bedeutet auch immer Tierwohl. Von den Verbrauchern fühlt er sich wertgeschätzt: „Viele sagen, dass sie den Hut davor ziehen, dass ich den Hof übernommen habe und weiterführe.“