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Vermaisung in der deutschen Landwirtschaft?

Vermaisung in der deutschen Landwirtschaft?

Mais gehört zu den wichtigsten Nutzpflanzen Deutschlands und wird im gesamten Bundesgebiet angebaut. Die Anbauflächen für Mais haben sich in den letzten 50 Jahren verfünffacht – doch ist die „Vermaisung“ ein Problem für die Umwelt?

Maisanbau in Deutschland

Mais gehört zu den wichtigsten Nutzpflanzen Deutschlands und wird auf etwa 2,5 Millionen Hektar angebaut. Das entspricht im Schnitt etwa 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen in Deutschland. Mais ist so beliebt, weil er eine extrem energiereiche und vielseitig einsetzbare Pflanze ist. Je nach Maissorte wird die Pflanze als Tierfutter und als nachwachsender Rohstoff in Biogasanlagen genutzt oder zu Kunststoffen und vielfältigen Lebensmitteln weiterverarbeitet.

Tierfutter:

Mais ist sehr nährstoffreich und liefert Rindern, Schweinen und Hühnern viel Energie. An Rinder wird Silomais verfüttert. Dazu wird die gesamte Pflanze gehäckselt und in einem Silo luftdicht gelagert. Schweine und Hühner hingegen mögen Körnermais. Dazu lassen Landwirte die Pflanzen etwas länger reifen, bis sie braun und trocken aussehen. Dann wird nur der Maiskolben geerntet, der Rest der Pflanze bleibt auf dem Feld zurück und dient der Humusbildung im Boden. 

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Körnermais
Mais als Tierfutter

Biogasanlagen: 

Mais ist zudem ein wichtiger Energieträger in Biogasanlagen. Das dort erzeugte Biogas kann dann in Kraftwerken zu Strom oder Wärme umgewandelt werden. Im Zuge der Energiewende haben Biogasanlagen eine besondere Bedeutung gewonnen, da sie erneuerbare Energien unabhängig von Wind und Wetter rund um die Uhr liefern. Von allen Nutzpflanzen bringt Energiemais die größten Erträge in den Anlagen. Deshalb ist er besonders beliebt. Inzwischen ersetzt der aus deutschen Biogasanlagen gewonnene Strom die Leistung von zwei Atomkraftwerken. 

 

Lebensmittel: 

Neben dem Zuckermais, den Du in Konservendosen oder als Kolben erhältst, baut die Landwirtschaft Mais auch für Lebensmittel wie Popcorn, Cornflakes und Tortillas an. Auch Zucker wird aus Mais gewonnen, in der Form von Glucosesirup, Maltose oder Fructose. Daneben eignet sich der besonders stärkehaltige Wachsmais zur Herstellung von Maisstärke, als Verdickungsmittel oder Stabilisator. Puffmais ist, wie der Name vermuten lässt, der perfekte Mais für Popcorn. Beim Erhitzen baut sich im Inneren des Korns großer Druck auf, der sich dann explosionsartig entlädt und die Form des Maiskorns verändert. 

 

Kunststoff: 

Maisstärke kann auch zu verschiedenen Kunststoffen umgewandelt werden. Kompostierbares Geschirr besteht beispielsweise häufig aus Maisstärke. Bioplastik aus Mais ist eine Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen. In der Medizin eignen sich Kunststoffe aus Mais auch als Nahtmaterial, weil sie sich selbst auflösen. Selbst in der Modebranche haben erste Maisstoffe Einzug erhalten. 

Ist der Anbau von Mais schädlich?

Mit der gestiegenen Nutzung von Mais in den letzten zwei Jahrzehnten haben sich auch die Anbauflächen für Mais stark vergrößert. Die sogenannte „Vermaisung“ in Deutschland verändert die Landschaft und wird immer wieder kritisiert. Doch der Anbau des Mais ist nicht per se problematisch. 

Gute Klimabilanz bei Biogas

Wie alle Pflanzen wandelt Mais bei der Photosynthese Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um. Im Vergleich zu vielen anderen Ackerfrüchten bindet Mais sogar besonders viel CO2: Auf der Fläche von etwa einem Fußballfeld bindet er so viel Kohlenstoffdioxid wie etwa acht Autos im Jahr ausstoßen. Bei der Gewinnung von Biogas werden Treibhausgase wieder an die Umwelt abgegeben, jedoch 90 Prozent weniger als aus fossilen Brennstoffen. Bezieht man auch die Energie ein, die der Anbau von Mais verbraucht (zum Beispiel den Verbrauch der Erntemaschinen), bleibt die Klimabilanz trotzdem positiv: Die erzeugte Energie ist bis zu vier Mal höher als ihr Verbrauch, wie ein Bericht der Agentur für Erneuerbare Energien zeigt. Wenn jedoch Moore trockengelegt werden, um neue Flächen für den Anbau von Mais zu gewinnen, ist die Klimabilanz negativ. 

 

Mais und die Biodiversität

Jede Art des großflächigen Anbaus von ein und derselben Kultur verändert bestehende Ökosysteme – da stellt der Mais keine Ausnahme dar. Gleiches gilt jedoch für jede andere Nutzpflanze. Eine abwechslungsreiche Fruchtfolge und ein bedarfsgerechter Einsatz von Dünger- und Pflanzenschutzmitteln können diesen Effekten entgegenwirken. Weitere Maßnahmen, wie Blühstreifen am Feldrand und Zwischenfrüchte, fördern die positive Wirkung des Maisanbaus weiter. Verschiedene wissenschaftliche Feldstudien konnten so zeigen, dass sich der Maisanbau positiv auf die Biodiversität auswirkt. Die Maisblüte ist beispielsweise ein wichtiger Pollenspender für Bienen und bietet Feldlerchen sichere Nistplätze während der Brutzeit. Auch andere Wildtiere wie Hasen, Rebhühner, Rehe und Fasane siedeln nach der Ernte von Weizen und anderem Getreide gerne in Maisfelder um, denn sie bieten ihnen dank der späten Ernte Schutz. 

 

Mais und die Bodenqualität

Landwirte bauen Mais maschinell an – das heißt sowohl bei der Aussaat als auch bei der Ernte kommen schwere Maschinen zum Einsatz, die den Boden verdichten. Außerdem entwickelt sich der junge Mais zu Beginn der Wachstumsphase nur langsam – das macht den Boden anfällig für Erosion. Doch diesen Effekten steuern immer mehr Landwirte entgegen. Eine ganzjährige Bepflanzung mit Zwischenfrüchten und Grünstreifen oder Hecken am Feldrand wirken sich nachweislich positiv auf die Artenvielfalt im Boden aus.

Vermaisung in der Landwirtschaft – ist sie ein Problem?

Die hohen Erträge und eine gute Nutzbarkeit haben Energiemais zu einer beliebten Anbaupflanze gemacht. Inzwischen ist Mais nach Weizen die am zweitmeisten angebaute Nutzpflanze in Deutschland. Vor allem in Regionen mit starker Tierhaltung, wo Körner- oder Silomais verfüttert wird, ist der Maisanbau deshalb besonders hoch. Ob die Vermaisung schädlich ist, hängt vor allem von der Frage ab, wie der Mais angebaut wird: Denn mit vielfältigen Fruchtfolgen, ganzjähriger Bepflanzung, bedarfsgerechtem Dünger und Blühstreifen am Rand hat Mais sogar das Potenzial, die Artenvielfalt im und über dem Boden zu stärken. 

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