Können wir auf Torf verzichten?
Der Frühling naht und für viele Hobbygärtner bedeutet dies: Blumen umtopfen und neue Pflanzen anbauen. Und dafür braucht es Blumenerde. Was als „Erde“ betitelt wird, ist in vielen Fällen Torf – und dessen Nutzung ist problematisch mit Blick auf Klima- und Umweltschutz. Was Torf ist, wieso sein Abbau umweltschädlich ist und was Du vor der nächsten Umtopf-Aktion beachten solltest, zeigen wir Dir in diesem Beitrag!
Was ist Torf?
Unter der Oberfläche von Wiesen, Wäldern und Ackerböden sorgen Bodenorganismen, wie Regenwürmer, Asseln oder Pilze, dafür, dass pflanzliches Material zersetzt wird. Hierdurch entsteht Humus. Moore waren jedoch meist über lange Zeiträume oder dauerhaft mit Wasser bedeckt, wodurch hier nur wenige Bodenorganismen überleben konnten. Dort herrscht ein „saures Milieu“, was die Zersetzung des vorhandenen organischen Materials verlangsamt: So dauert es etwa 1.000 Jahre, bis sich eine ein Meter dicke Torfschicht gebildet hat. Aufgrund der langsamen Zersetzung befindet sich jedoch etwa sechsmal mehr Kohlenstoff im Moor als im Waldboden.
Was macht Torf so wertvoll?
Nichts drin – auf diese Weise lässt sich Torf am besten beschreiben. Denn dank seiner besonderen Herkunft enthält Torf kaum Nährstoffe und hat eine einheitliche, lockere Struktur. Genau diese Eigenschaften machen den Torf vielseitig einsetzbar und deshalb so beliebt im Garten- und Pflanzenbau:
- Torf kann durch die Zugabe von Dünger und Kalk präzise an die Nährstoffbedarfe und den pH-Wert verschiedener Pflanzen angepasst werden.
- Torf hat eine stabile Struktur und zersetzt sich nicht schnell, was den eingetopften Pflanzen Halt verleiht.
- Die Struktur des Torfs speichert Wasser gut und versorgt die Wurzeln dank vieler Poren mit Sauerstoff.
Es gibt keine andere Blumenerde, die so flexibel ist wie Torf. Daher galt das „braune Gold“ lange Zeit als unverzichtbar für das Gärtnern.
In der Vergangenheit war Torf zudem sehr preisgünstig und fand deshalb in der Landwirtschaft eine vielfältige Verwendung: Er wurde als Brennstoff und Einstreu von Tierställen, für torfbasierte Trockentoiletten und als Zusatz im Tierfutter verwendet. Aufgrund seiner Bedeutung als CO-Speicher hat sich die Sicht auf Torferde jedoch gewandelt und ihre Verwendung wurde auf den Pflanzenbau reduziert.
Wie schadet der Torfabbau Umwelt und Klima?
Für den Torfabbau müssen Moore trockengelegt werden, was Konsequenzen für Umwelt und Klima hat.
Verlust von Lebensräumen: Moore sind ein besonderer Lebens- und Rückzugsraum für verschiedene Tierarten. Viele Amphibienarten finden sich in Mooren wieder und auch seltene Insektenarten, wie die Kleine Moosjungfer und Vögel wie Goldregenpfeifer und Kornweihe, finden hier Lebensräume und Brutplätze. Durch die Trockenlegung von Mooren für den Torfabbau verlieren diese Tierarten ihre Lebensräume, was die Artenvielfalt gefährdet.
Freisetzung von Kohlenstoffdioxid: Der unter Wasser liegende Torf enthält große Mengen Kohlenstoff, der durch den Wasserabschluss konserviert ist und somit nicht mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid reagieren kann. Werden Moore jedoch trockengelegt, kommt es zu genau dieser chemischen Reaktion und das klimaschädliche CO2 gerät in die Atmosphäre. So werden beim Abbau von Torf überdurchschnittlich hohe Mengen Kohlenstoff freigesetzt.
Seitdem in den 1980er Jahren die schädliche Wirkung des Torfabbaus bekannt wurde, dürfen keine intakten Moore mehr trockengelegt werden. Torf darf nur noch in bestimmten Mengen von bereits zuvor trockengelegten Flächen gewonnen werden. Zudem müssen sich die Produzenten dazu verpflichten, die Abbauflächen zu renaturieren und dadurch neue Lebensräume für Insekten, Amphibien und Vögel zu schaffen.
Was sind mögliche Alternativen zu Torf?
Torf ist einzigartig in seiner Struktur und Zusammensetzung – deshalb ist es schwierig, Ersatzprodukte für ihn zu finden. Alternativ bieten sich Kompost, Rindenhumus, Holz- und Kokosfasern oder eine Kombination aus diesen Materialien an. Für Gartenbaubetriebe, die Setzlinge und Jungpflanzen aufziehen, bedeutet eine Umstellung auf Torfalternativen immer ein unternehmerisches Risiko, denn sie müssen die Pflanzen deutlich stärker überwachen. Dazu kommen höhere Kosten und die eingeschränkte örtliche Verfügbarkeit der Ersatzprodukte. Doch haben zahlreiche wissenschaftliche Projekte mit torfreduzierten oder sogar torffreien Substraten dazu geführt, dass einige neue Produkte auf den Markt gebracht wurden, die einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Worauf Du vor dem nächsten Umtopfen oder Blumenkauf achten solltest
Du willst Deine Pflanzen umtopfen oder ein wenig Gemüse im Garten anpflanzen und brauchst noch Blumenerde? Die gute Nachricht ist: Auch für Privatpersonen gibt es inzwischen eine Vielzahl an torfreduzierten oder torffreien Produkten, die Du für Deine Pflanzen verwenden kannst. Achte beim nächsten Besuch im Gartenhandel auf die Inhaltsstoffe von Erden oder darauf, in welches Substrat eine Blume gepflanzt wurde. Obacht: Bio-Erde ist automatisch torffrei – auch hier solltest Du auf die Inhaltsstoffe achten.