Direkt zu den Inhalten springen
Agroforstwirtschaft

Welche Lebensmittel enthalten tierische Inhaltsstoffe?

Bier und Wein können tierische Inhaltsstoffe enthalten? Eiscreme ist nicht unbedingt halal? Die Verwendung tierischer Produkte in der Lebensmittelherstellung hat historische und viele praktische Gründe. Sie kann jedoch mit bestimmten Ernährungsweisen wie vegetarisch, vegan oder halal kollidieren. Wir geben Dir einen Überblick über tierische Inhaltsstoffe in Lebensmitteln und erläutern, wie Du sie erkennst.

Warum verwenden wir tierische Inhaltsstoffe in Lebensmitteln?

Die Verwendung tierischer Produkte in Lebensmitteln hat eine lange und facettenreiche Geschichte. Sie ist eng mit technologischen Fortschritten, kulturellen Präferenzen und verfügbaren Ressourcen in verschiedenen Zeiträumen und Kulturen verbunden. Zudem haben tierische Produkte einzigartige Eigenschaften, die sie für bestimmte Zwecke besonders geeignet und nur schwer ersetzbar machen. Eines der ältesten Beispiele für tierische Produkte in der Lebensmittelherstellung ist der Käse. Die Menschen begannen bereits vor Tausenden von Jahren, Käse herzustellen, indem sie Milch mit Lab, einem Enzym aus dem Magen von Wiederkäuern, dick legen und daraus viele leckere Käsesorten reifen ließen. Ein anderes Beispiel für einen tierischen Inhaltsstoff die Gelatine. Gelatine wird aus tierischen Knochen und Haut gewonnen und hat eine einzigartige Textur und Gelierfähigkeit, die sie zu einer wichtigen Zutat für viele Produkte macht. 

Wusstest Du, dass diese Lebensmittel tierische Stoffe enthalten können?

  • Orangensaft: Einige Orangensäfte sind mit Omega-3-Fettsäuren angereichert, die aus Fisch gewonnen werden. Ebenso kann in manchen Orangensäften Vitamin D zugesetzt sein, welches aus Lanolin (eine Substanz, die aus Schafswolle gewonnen wird) stammt.
  • Wein und Bier: Viele Weine und einige Biere werden mit Gelatine, Eiweiß, Milchprodukten oder Isinglass (aus der Schwimmblase von Fischen) geklärt, um sie heller und klarer zu machen.
  • Erdnüsse: Manche Marken von Erdnüssen sind mit Gelatine überzogen, um das Salz besser haften zu lassen.
  • Eiscreme: Eiscreme enthält häufig den Zusatzstoff E471 (Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren). Er kann aus tierischen oder pflanzlichen Stoffen stammen – achte daher auf das Etikett, ob das Produkt als vegetarisch oder vegan gekennzeichnet ist. 
  • Brot und Backwaren: Backwaren können L-Cystein enthalten, eine Aminosäure, die oft aus Federn oder Borsten gewonnen wird und der Verbesserung des Teigs dient.

Wie erkennst Du tierische Inhaltsstoffe in Lebensmitteln?

Tierische Zusätze zu erkennen, kann eine Herausforderung sein, besonders wenn sie als E-Nummern gekennzeichnet sind. So orientierst Du Dich beim Einkauf:

  • Zutatenliste: Lebensmittel müssen auf ihrer Verpackung eine Liste der enthaltenen Zutaten enthalten. Achte im ersten Schritt auf bekannte tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch, Eier, Honig und Gelatine in der Zutatenliste.
  • E-Nummern: Wenn Du Dir einige E-Nummern merkst, kannst Du bekannte tierische Inhaltsstoffe identifizieren. Wichtige Nummern sind E120 (Karmin, ein roter Farbstoff aus Schildläusen), E322 (Lecithin, kann aus Eiern oder Soja stammen), E441 (Gelatine), E542 (Knochenmehl), E631 (Natriuminosinat, kann von Schweinen stammen) und E901 (Bienenwachs).
  • Zertifizierungen: Es gibt verschiedene Labels und Zertifizierungen, die anzeigen, ob ein Produkt vegetarisch, vegan oder halal ist. Wichtig in Deutschland ist das "V"-Label für vegetarische und vegane Produkte und das "Halal"-Label für Produkte, die den islamischen Speisegesetzen entsprechen. Einige Produkte können Zusatzstoffe tierischen oder pflanzlichen Ursprungs enthalten, zum Beispiel Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren. Wenn das Produkt keine Zertifizierung trägt und Du Dir unsicher bist, erkundige Dich am besten beim Hersteller oder recherchiere in Online-Datenbanken, die Produkteigenschaften von Lebensmitteln listen.

Welche Alternativen gibt es zu tierischen Zusatzstoffen?

Fleisch, Eier und Milch von Nutztieren gehören nach wie vor zu einer ausgewogenen Ernährung. Gleichwohl ist die Nachfrage nach veganen Produkten in den letzten Jahren gestiegen und es gibt mehr und mehr Produkte, die auf tierische Inhaltsstoffe verzichten. Du solltest jedoch beachten, dass pflanzliche Zutaten Einfluss auf die Textur oder andere Eigenschaften eines Produkts haben können. 

  • Gelatine-Ersatz: Pektin, Agar-Agar und Carrageen sind pflanzliche Alternativen zu Gelatine. Ihre Textur und Gelierfähigkeit können sich je nach Anwendung unterscheiden. Agar-Agar aus Alge muss beispielsweise erhitzt werden und dickt stärker an als Gelatine. 
  • Ei-Ersatz: Eier dienen in vielen Rezepten als Binde- und Lockerungsmittel. Apfelmus, Bananen, Leinsamen und Sojalecithin eignen sich als Ersatz. Die genaue Menge und Kombination dieser Ersatzstoffe musst Du jedoch oft durch Experimentieren ermitteln, damit Du die gewünschten Backeigenschaften erzielst.
  • Casein-Ersatz: Casein ist ein Milchprotein, das in vielen Käsesorten eine wichtige Rolle spielt. Es gibt pflanzliche Alternativen, aber die Herstellung eines veganen Käses, der genauso schmilzt und schmeckt wie ein Käse mit Casein, ist immer noch herausfordernd.

 

Blick in die Zukunft: (nicht-)tierische Inhaltsstoffe in unseren Lebensmitteln

Die Lebensmittelherstellung hat sich im letzten Jahrzehnt stark verändert. Innovationen wie Laborkultur-Fleisch oder pflanzliche "Milch" führen dazu, dass die Grenzen zwischen "tierisch" und "nicht-tierisch" verschwimmen. Und Trends zeigen, dass die Entwicklung zu weniger tierischen Inhaltsstoffen weitergehen wird. 

  • Fortschritte in der Lebensmitteltechnologie: Die Lebensmitteltechnologie bietet bereits heute einige Möglichkeiten, tierische Inhaltsstoffe zu ersetzen. So ermöglicht beispielsweise Präzisionsfermentation die Herstellung von Proteinen, die in tierischen Produkten vorkommen, auch in laborhergestellten Mikroorganismen. Dies könnte dazu führen, dass wir tierische Inhaltsstoffe zukünftig imitieren oder sogar verbessern können.
  • Zellbasierte Produkte: Die zellbasierte oder „kultivierte“ Fleischerzeugung ist in der Entwicklung und könnte eine völlig neue Art von "tierischen" Produkten hervorbringen, die ohne Mast und Schlachtung von Tieren erzeugt werden.
  • Innovative Pflanzenprodukte: Lebensmittelhersteller experimentieren mit unkonventionellen Produkten, die als Alternativen zu traditionellen tierischen Inhaltsstoffen genutzt werden. Ein wichtiges Beispiel sind Algen, die nicht nur reich an Proteinen und Nährstoffen sind, sondern auch besondere Eigenschaften haben, die sie als Ersatz für Ei, Gelatine oder Fischprodukte attraktiv machen.

Am Ende wird auch künftig jede Verbraucherin und jeder Verbraucher selbst entscheiden, was er oder sie essen und trinken wollen. 

Informiere Dich über

Kulturpflanzen

Mehr erfahren

Regionale Lebensmittel

Mehr erfahren

Agrotourismus

Mehr erfahren

Hafer: Aussaat, Anbau & Ernte

Mehr erfahren

Weizen: Aussaat, Anbau & Ernte

Mehr erfahren

Roggen: Aussaat, Anbau & Ernte

Mehr erfahren

Gerste: Aussaat, Anbau & Ernte

Mehr erfahren

Entwicklung der Landwirtschaft

Mehr erfahren

Vertical Farming

Mehr erfahren

Crowdfarming

Mehr erfahren

Regenerative Landwirtschaft

Mehr erfahren

Agroforstwirtschaft

Mehr erfahren

Bioenergie

Mehr erfahren

Insektensterben in Deutschland

Mehr erfahren

Neonicotinoide als Risiko für Bienen

Mehr erfahren

Studie "Zukunftsbauer"

Mehr erfahren

Arbeitsgruppe "Zukunftsbauer"

Mehr erfahren

Klimawandel und die Antwort der Landwirtschaft

Mehr erfahren

Können wir auf Torf verzichten?

Mehr erfahren

Elektro-Traktoren

Mehr erfahren

Renaturierung, Aufforstung und Bodenschutz

Mehr erfahren

Landwirtschaft 4.0

Mehr erfahren

Carbon-Farming

Mehr erfahren

Smart-Farming

Mehr erfahren

Fruchtfolgen

Mehr erfahren

CO2-Speicherung

Mehr erfahren