Schweinerassen – ein Überblick zu verbreiteten und seltenen Rassen
Das Schwein ist eines der ältesten Nutztiere des Menschen: Seit etwa 10.000 Jahren halten Menschen Schweine als Haustiere. Während es eine große Vielfalt an Schweinerassen gibt, beschränkt sich die landwirtschaftliche Schweinezucht heute auf wenige Rassen, die aufgrund ihrer Eigenschaften gekreuzt werden. Diese nennt man dann Hybridschweine. Neben diesen Zuchtrassen gibt es noch andere, seltenere Rassen. Wir geben Dir eine Übersicht zu verbreiteten und gefährdeten Rassen und erklären, wie die Hybridzucht funktioniert.
Verbreitete Schweinerassen
Mehr als 90 Prozent der heute gängigen Rassen in der Schweinezucht gehen auf vier Schweinerassen zurück. Diese vier Rassen dominieren, da sie Eigenschaften aufweisen, die für die Mast von Vorteil sind. Hierzu zählen eine gute Fruchtbarkeit, eine hohe Futterverwertung und der richtige Muskelfleischanteil.
Deutsche Landrasse
Die Deutsche Landrasse ist die am weitesten verbreitete Schweinerasse in Deutschland. Sie ist bekannt für hochwertiges und schmackhaftes Fleisch. Die Rasse hat einen langen Körper mit einfarbig heller Haut, weiße Borsten und leichte „Schlappohren“.
Deutsches Edelschwein
Das Deutsche Edelschwein wird vor allem als Mutterrasse eingesetzt. Es ist früh fruchtbar und hat eine gute Wurfgröße. Im Vergleich zu anderen Rassen hat das Deutsche Edelschwein jedoch eine eher geringe Fleischbildung. Das Edelschwein hat eine helle Haut mit weißen Borsten und einen breiten Kopf mit Stehohren.
Duroc
Das Duroc-Schwein stammt ursprünglich aus den USA. Es hat eine hell- bis dunkelrote Haute, herunterhängende Ohren und ist sehr muskulös. Wegen der hohen Fleischqualität wird das Duroc-Schwein vor allem als Vaterrasse genutzt. Es gilt zudem als wenig stressanfällig, krankheitsresistent und sehr zutraulich gegenüber Menschen.
Pietrain
Die aus Belgien stammende Rasse Pietrain fällt vor allem durch ihre schwarz-weiß gefleckte Haut auf. Das Fleisch der Pietrain-Schweine weist einen hohen Anteil an magerem Fleisch auf und ist gerade deshalb für die Mast interessant.
Hybridzucht
Bei der Reinzucht kommt es zur Paarung von Tieren derselben Rasse. In der Hybridzucht hingegen, werden mehrere Rasse über zwei Generationen gezielt miteinander gekreuzt.
Das Ziel der Hybridzucht ist es, die gewünschten Eigenschaften einer bestimmten Rasse mit denen einer anderen zu kombinieren. Heute stammen neun von zehn Schweinen in Deutschland aus der Hybridzucht. Besonders im Fokus stehen dabei die vier oben beschriebenen Schweinerassen.
So funktioniert die Hybridzucht:
- Großeltern-Generation: Die Kreuzung aus Landrasse und Edelschwein führt zu Zuchtsauen, die eine sehr gute Fruchtbarkeit und Wurfgröße haben.
- Eltern-Generation: Paart man diese Kreuzung nun mit einem Eber der Duroc- oder Pietrain-Rasse, werden die guten Fleischeigenschaften von Sau und Eber vereint.
- Enkel-Generation: Die Ferkel aus dieser Zuchtlinie sind dann die Mastschweine.
Die Tiere vererben die gekreuzten Merkmale nicht an die übernächste Generation. Das bedeutet: Wenn das Enkeltier (das Mastschwein) irgendwann zu Zuchtzwecken eingesetzt wird, vererbt es nur bestimmte Eigenschaften, wie zum Beispiel die Fruchtbarkeit oder Stressresistenz, nicht aber alle. Deshalb muss der Zyklus der Hybridzüchtung fortlaufend wiederholt werden.
In Deutschland wird in der Schweinezucht hauptsächlich die Drei-Rassen-Kreuzung betrieben, möglich ist aber auch eine Vier-Rassen-Kreuzung, bei der der Eber der Eltern-Generation auch ein Hybrid wäre.
Seltene und gefährdete Schweinerassen
Der starke Fokus auf bestimmte Rassen hat dazu geführt, dass Rassen, die früher in unseren Regionen dominierten, heute weniger stark verbreitet sind. Klimatische Veränderungen und sich ändernde Bedingungen auf dem Weltmarkt zeigen, dass ein größeres Spektrum an Rassen mit unterschiedlichen Eigenschaften Vorteile hat. Nur so kann sich die Tierhaltung an sich ändernde Bedingungen anpassen.
Zu den heimischen Hausrassen, deren Bestände wieder stärker gezüchtet werden, gehören Bunte Bentheimer und Sattelschweine. Kleinwüchsige Schweinerassen eignen sich nicht für die Mast, sind aber als Haustiere sehr beliebt. Hierzu gehören zum Beispiel das Hängebauchschwein oder das Göttinger Minischwein.
Bunte Bentheimer
Das Bunte Bentheimer Schwein mit seinen schwarzen Flecken stammt, wie der Namen vermuten lässt, aus der Grafschaft Bentheim im Emsland. Das Fleisch des Bentheimer Schweins hat einen vergleichsweise hohen Fettanteil. Der hochwertige Geschmack des Fleisches ist gerade in der gehobenen Gastronomie sehr gefragt. Die Tiere gelten zudem als sehr genügsam und krankheitsresistent, eignen sich jedoch wenig für die Haltung im Stall.
Deutsches Sattelschwein
Das Deutsche Sattelschwein ist eigentlich ein Oberbegriff für verschiedene Linien innerhalb dieser Rasse. Beispiele für Sattelschweine sind das Rotbunte Husumen Schwein oder das Angler Sattelschwein. Sattelschweine sind besonders als Mutterrasse geschätzt. Die Tiere gelten als sehr robust und widerstandsfähig.
Hängebauchschwein
Hängebauchschweine stammen vom südasiatischen Wildschwein ab und sind vornehmlich grau bis grauschwarz. Charakteristisch sind ihr dicker Bauch und große Falten am Kopf und Nacken. Mit einer Größe von bis zu 50 cm und einem Gewicht von bis zu 65 kg gehören sie zu den größeren Rassen unter den kleinen Schweinerassen.
Göttinger Minischwein
Das Göttinger Minischwein entstand an der Uni Göttingen als Kreuzung aus dem Minnesota Minipig, dem Hängebauchschwein und dem Hausschwein. Dieses Minischwein ist eines der beliebtesten Rassen für Hobby-Tierhalter, weil es sich mit seinen 40 cm auch gut für die Haltung im Haus eignet. Ein Auslauf im Garten sollte jedoch möglich sein. Die Minischweine können viele verschiedene Farben haben – von reinweiß über gescheckt bis hin zu schwarz.