Überblick: Schafrassen in Deutschland
Die Haltung von Schafen war lange Zeit ein wichtiger Bereich der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung, spielt inzwischen aber eine untergeordnete Rolle auf deutschen Bauernhöfen. Heute werden Schafe aus drei Gründen gehalten: für die Landschaftspflege sowie zur Fleisch- und Milcherzeugung. Die Gewinnung von Wolle hingegen wird immer weniger lukrativ, da die Preise auf dem Weltmarkt in den letzten Jahren stark gesunken sind. Schurwolle wird heute eher als Dämmmaterial oder in Luftfiltern verwendet, denn als Strickwolle für Bekleidung. Für jede der drei Wirtschaftszweige gibt es typische Rassen, die wir Dir in diesem Beitrag vorstellen. Lies zudem über seltene und teilsgefährdete Schafrassen.
Schafrassen für die Landschaftspflege
Etwa 60 Prozent aller Schafhalter in Deutschland setzen ihre Tiere zum Schutz der Landschaft ein. Typische Einsatzgebiete sind Deiche, Weinberge und alpine Gegenden. Dank ihrer kleinen Hufe verdichten die Schafe gut den Boden und sorgen durch ihr Grasen für eine dichte Grasnarbe. Schafe in der Landschaftspflege befinden sich in der Regel Tag und Nacht draußen, auch bei widrigen Wetterbedingungen. Deshalb sind Robustheit und Genügsamkeit die wichtigsten Merkmale bei der Auswahl von Schafrassen.

Coburger Fuchsschaf:
Das Coburger Fuchsschaf verdankt seinen Namen seiner hellbraunen Hautfarbe, die sich beim ungeschorenen Schaf an Kopf und Beinen zeigt. Seine Wolle ist jedoch weiß. Das Fuchsschaf gilt als äußerst robust und widerstandfähig und wird vor allem in mittleren Höhenlagen eingesetzt.

Heidschnucke:
Die Heidschnucke verfügt über ein verhältnismäßig langes Fell und Hörner. Diese sind bei Bock und Mutterschaf unterschiedlich geformt: Die Böcke haben gedrehte Schnecken, die weiblichen Schafe hingegen an den Ohren geschwungene Hörner. Wie der Name Heidschnucke vermuten lässt, stammt diese Rasse aus der Heidelandschaft und war ursprüngliche hauptsächlich in der Lüneburger Heide beheimatet. Inzwischen ist die Heidschnucke jedoch in ganz Deutschland vertreten.

Moorschnucke:
Auch die Moorschnucke stammt aus Norddeutschland, ist im Vergleich zur Heidschnucke jedoch kleiner, weiß und hat keine Hörner. Die Moorschnucke gilt als anspruchslos und resistent gegenüber der Klauenkrankheit Moderhinke. Einige Schafrassen entwickeln gerade bei feuchten Untergründen diese Krankheit, die sich auf das ganze Tier übertragen kann. Deshalb ist Resistenz gegen Moderhinke ein wichtiges Merkmal bei der Auswahl von Schafrassen für Moorgebiete.

Bentheimer Landschaf:
Das Bentheimer Landschaf, das aus dem Münsterland stammt, wird besonders gerne in Marsch und Moor eingesetzt und ist resistent gegen Moderhinke. Es ist weiß bis auf eine kleine, dunkle Fellpartie an Ohren und Augen.

Braunes Bergschaf:
In der Landschaftspflege nehmen Bergschafe eine besondere Position ein: Sie leben in alpinen Gegenden mit schwierigen Wetterbedingungen und müssen besonders robust und trittfest sein. Das braune Bergschaf ist ein durchweg braungefärbtes Schaf mit langen Ohren, das sich perfekt den Gegebenheiten des Gebirges anpasst.

Schafrassen für die Fleischerzeugung
Schaffleisch hat den Ruf, einen strengen Eigengeschmack zu haben. Doch das ist nur bedingt richtig, denn je jünger das Tier zum Zeitpunkt der Schlachtung, desto milder der Geschmack. Deshalb wird Schaffleisch in drei Altersgruppen unterteilt: Lamm-, Hammel- und Schaffleisch.
Lämmer dürfen zum Zeitpunkt der Schlachtung nicht älter als ein Jahr sein, um als Lammfleisch deklariert zu werden. Ihr Fleisch ist rosa und enthält kaum Fett. Hammelfleisch stammt von bis zu zwei Jahre alten weiblichen oder kastrierten männlichen Schafen. Hammelfleisch schmeckt kräftig und ist dunkelrosa mit einer deutlichen Marmorierung. Schaffleisch stammt von kastrierten Böcken und weiblichen Schafen, die zum Zeitpunkt der Schlachtung über zwei Jahre alt waren. Ihr Fleisch ist faserig, dunkelrot und schmeckt intensiver als Lamm- und Hammelfleisch. Einen wirklich intensiven Eigengeschmack entwickelt allein das Fleisch geschlechtsreifer, nicht kastrierter Böcke, welches jedoch selten zum Verkauf steht.

Merinoschaf:
Das Merinoschaf ist eine Zweinutzungsrasse, denn neben einer guten Fleischqualität mit starker Bemuskelung gilt auch die Wolle dieser Schafe als besonders hochwertig. Das weiße Merinoschaf ist stark bis an den Kopf bewollt und stammt ursprünglich aus Spanien. Inzwischen ist es weltweit eine bekannte Schafrasse und die am stärksten vertretene Rasse in der deutschen Lämmermast.

Schwarzköpfiges Fleischschaf:
Neben einem schwarzen Kopf hat das aus England stammende Fleischschaf schwarze Beine und einen dichten weißen Wollvlies am Körper. Das Fleischschaf wächst sehr schnell und ist gut bemuskelt, was sich positiv auf die Qualität des Fleisches auswirkt.

Schafrassen für die Milchproduktion
Käse und Milch von Schafen enthält im Vergleich zur Kuhmilch keine Lactose und ist deshalb besonders unter Menschen mit einer Lactoseintoleranz beliebt. Doch auch abseits des gesundheitlichen Aspekts sind Feta und andere Schafskäseerzeugnisse sehr beliebt. Schafrassen, die besonders viele Lämmer gebären und eine entsprechend hohe Milchproduktion haben, werden besonders gerne für die Milcherzeugung eingesetzt.

Ostfriesisches Milchschaf:
Das aus Ostfriesland stammende Milchschaf gibt es in den Farben weiß, schwarz und braun, wobei das weiße Schaf am häufigsten verbreitet ist. Das ostfriesische Milchschaf ist im Vergleich zu anderen Schafrassen kein ausgesprochenes Herdentier und kann deshalb auch alleine im Garten gehalten werden. Das Milchschaf gebärt häufig Drillinge oder Vierlinge und gibt etwa 600 kg Milch pro Jahr.

Lacaune:
Das aus der französischen Stadt Lacaune stammende, gleichgenannte Schaf ist ein typisches Milchschaf mit weißem Fell. Bekannt ist es besonders durch den Roquefort-Käse, der aus der gleichen Region wie das Tier stammt. Das Lacaune-Schaf gibt etwa 400 kg Milch pro Jahr und kann das ganze Jahr über lammen, wohingegen die meisten Schafrassen nur ein- bis zweimal pro Jahr fruchtbar sind.

Seltene und gefährdete Schafrassen
Unter den etwa 50 in Deutschland verbreiteten Schafrassen gibt es einige, die wenig verbreitet sind und ältere Rassen, die teilweise als gefährdet gelten.
Karakulschaf:
Das aus dem arabischen Raum stammende Karakulschaf besitzt einen dichten, weißen Wollpelz, der vor allem in der Vergangenheit auch als solcher gehandelt wurde. Diese aus der Steppe stammende Rasse ist gut an warme Temperaturen und karge Futterbedingungen angepasst. Im Hinblick auf weltweit steigende Temperaturen könnte das Karakulschaf eine wichtige Rolle in künftigen Züchtungen spielen.

Brillenschaf:
Das vorwiegend weiße Schaf mit schwarzen Flecken an den Augen und Ohren stammt aus Tirol und gilt als eine stark gefährdete Hausrasse. Obwohl das Tier als sehr robust gilt und in den Bergen einen optimalen Lebensraum hat, wurde das Brillenschaf lange Zeit in Züchtungen vernachlässigt. Inzwischen wird die Schafrasse besonders gefördert und die Zahl der Tiere steigt an.
