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Lebensmittelknappheit: Globale Ereignisse und ihre Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft

Lebensmittelknappheit: Globale Ereignisse und ihre Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie sind die Preise für Lebensmittel in Deutschland schneller gestiegen als in vielen Jahrzehnten zuvor. Mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 hat sich diese Entwicklung verstärkt. Prognosen sagen: Insbesondere die Preise für Milch- und Getreideprodukte werden im Verlauf des Jahres 2022 noch weiter ansteigen. Wie wirken sich globale Entwicklungen auf die hiesige Landwirtschaft aus und inwieweit beeinflussen sie die Preise? Und warum gibt es eine Knappheit bei Getreideprodukten, obwohl Deutschland viel Getreide erzeugt?

Wie international sind lokale Lebensmittel?

Orangen aus Spanien, Melonen aus Italien, Birnen aus Belgien und Weintrauben aus Südafrika – wenn Du in den Frischeregalen der Supermärkte auf den Etiketten von Lebensmitteln deren Herkunft prüfst, wird schnell deutlich, dass unser ganzjährig breites Lebensmittelangebot nur durch viele Importe möglich ist. Doch was ist mit Äpfeln, Erdbeeren, Spargel, Milch, Eiern und Fleisch aus deutscher Produktion? Auch die Erzeugung regionaler Lebensmittel ist häufig eingebunden in internationale Prozesse. Denn deutsche Landwirte und Landwirtinnen erwerben Saatgut, Düngemittel und Futter von internationalen Märkten. Sie arbeiten mit ausländischen Saisonarbeitern oder Lieferanten zusammen, deren Einreise und Reisetätigkeit zum Beispiel in der Corona-Pandemie stark beschränkt war. Sie sind von Preisentwicklungen bei Gas, Strom und Diesel abhängig, denn diese Betriebsmittel benötigen sie für ihre Maschinen und Anlagen. Regionale Landwirtschaft ist eingebettet in unsere globalisierte Welt und nie ganz unabhängig von geopolitischen Entwicklungen.  

Was sind die Gründe für die starken Preissteigerungen bei Lebensmitteln in den letzten Monaten?

Die Hauptursache für die gestiegenen Preise bei Lebensmitteln besteht in den drastischen Preiserhöhungen für Energie und in der Folge zum Beispiel auch für Getreide, Düngemittel und Saatgut als Resultat des Krieges in der Ukraine. 

 

Getreideproduktion in Deutschland in Zeiten des Ukraine-Kriegs

Dass die Ukraine eine der wichtigsten Produzentinnen von Getreide weltweit ist, wurde in den Medien vielfach beleuchtet. Innerhalb der EU gehört Deutschland neben Frankreich zu den wichtigsten Getreideproduzenten – trotzdem warnen Experten vor Preisanstiegen und Knappheit bestimmter Produkte in Deutschland. Warum Weizen nicht gleich Weizen ist und was er mit den Milchpreisen zu tun hat, schlüsseln wir Dir im Detail auf.

Getreideproduktion in Deutschland

Ein Blick in die Statistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft zeigt, dass der Selbstversorgungsgrad bei Getreide in Deutschland im Wirtschaftsjahr 2020/21 bei 101 % lag. Das lässt vermuten, dass wir uns selbst versorgen können, doch Getreide ist nicht gleich Getreide. So liegt der Selbstversorgungsanteil beim Futtergetreide Gerste bei 120 %. Bei anderen Getreidearten wie Hartweizen (ein wichtiger Bestandteil von Pasta, Knödeln etc.), Hafer und Roggen liegt die heimische Produktion deutlich unter dem Bedarf. Auch Mais zählt zu den Getreidearten und wird von deutschen Landwirten und Landwirtinnen insbesondere für die Fütterung von Rindern genutzt. Von den jährlich benötigten 7 Millionen Tonnen werden jedoch nur etwa 4 Millionen in Deutschland produziert. 

 

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Getreideproduktion

Die Ukraine und Russland sind traditionell wichtige Exporteure auf den Weltmärkten für Getreide und Dünger. Auch Deutschland hat diese Produkte von dort importiert. Aufgrund des Kriegs sind Produktion, Transport und Import von Hartweizen, Roggen, Mais und Dünger jedoch stark ins Stocken geraten und die Preise für diese Produkte sind deutlich gestiegen. Nach derzeitigen Prognosen drohen nach der Ernte im Spätsommer und Herbst weitere Preissteigerungen für verschiedene Produkte. Dazu gehören Nudeln, Roggenprodukte aber auch Joghurt, Käse und Butter, da Milchviehbetriebe ihre erhöhten Produktionskosten weitergeben müssen. 

Wird es eine Lebensmittelknappheit in Deutschland geben?

Deutschlands Landwirtschaft ist trotz ihrer Einbeziehung in internationale Prozesse solide und vielfältig aufgestellt. Eine (dauerhafte) Knappheit bestimmter Lebensmittel ist daher nicht zu erwarten. In vielen anderen Ländern ist die Situation angesichts knapper Lebensmittel und damit einhergehender steigender Preise deutlich bedrohlicher. 

Verbraucher in Deutschland müssen sich auf höhere Preise für Lebensmittel einrichten und Experten raten, dass landwirtschaftliche Betriebe sich zukünftig weniger spezialisieren und ihre Produktion stärker diversifizieren sollten. So können Risiken durch Klimawandel und geopolitische Ereignisse besser gestreut werden. Grundsätzlich gilt aber weiterhin: Wenn eine Gesellschaft Wert auf eine stabile inländische Versorgung mit Nahrungsmitteln legt sollte sie darauf achten, die heimische Landwirtschaft nicht mit Auflagen zu überfrachten.

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