Hofübergabe
Eine Hofübergabe ist ein Prozess, bei dem eine Landwirtin oder ein Landwirt ihren Betrieb an eine Nachfolgerin oder Nachfolger übergeben. Dies kann aus verschiedenen Gründen erfolgen, z.B. weil die aktuellen Eigentümerinnen und Eigentümer in den Ruhestand gehen und an die nächste Generation übergeben oder aus anderen Gründen den landwirtschaftlichen Betrieb nicht weiterführen möchten. Eine Hofübergabe ist eine komplexe Angelegenheit und umfasst sowohl rechtliche als auch finanzielle Aspekte. Zudem ist sie immer auch emotional, denn es geht dabei stets auch um die Achtung für das Lebenswerk der abgebenden Generation und Vertrauen in die nachfolgende Generation. Welche Schritte bei der Hofübergabe eine Rolle spielen können und was es zu beachten gibt, zeigt dieser Beitrag.
Hofübergabe – aktueller denn je
Statistiken aus dem Jahr 2020 zeigen, dass auf knapp der Hälfte aller deutschen Höfe die Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen 55 Jahre oder älter sind und somit kurz vor dem Renteneintritt stehen. In 63 Prozent dieser Fälle ist die Nachfolge auf dem Hof nicht geklärt. Hofübergaben sind also ein sehr aktuelles Thema in der Landwirtschaft. Wie und an wen die Hofübergabe erfolgt, ist zudem längst nicht mehr so klar wie früher, als Höfe typischerweise an die nächste Generation übergeben wurden. Denn denkbar sind heute auch Übergaben an außerfamiliäre Personen oder gemeinnützige Träger.
Hofübergaben gehen häufig einher mit Veränderungen auf den Höfen, z.B. ...
...Einer Veränderung der betrieblichen Produktpalette, z.B. der Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft und die Abschaffung der Tierhaltung,
...Einem Wechsel von Haupt- auf Nebenerwerb,
...Der Einstellung der aktiven Bewirtschaftung oder Umstellung auf andere Schwerpunkte, z.B. die Vermietung von Ferienwohnungen oder den Aufbau eines Betriebszweigs „Bauernhofpädagogik“,
...eine Betriebsverpachtung.
Schritte der Hofübergabe
Eine Hofnachfolge in der Landwirtschaft ist immer ein langwieriger Prozess, der verschiedene Phasen durchläuft. Bei einer innerfamiliären Übergabe mit mehreren Kindern, in denen eines den elterlichen Hof übernimmt, gilt es beispielsweise zu klären, welche Abfindungen die anderen Kinder erhalten, wie sie ausgezahlt werden und ob sich der Betrieb verändert. Deutlich komplexer wird es, wenn es um eine außerfamiliäre Nachfolge geht. Dann stehen die folgenden Schritte an:
- Die Form der Übergabe definieren: Die abgebende Seite muss den Wert ihres Betriebs klären und sich Gedanken machen, ob sie diesen verkaufen oder verpachten möchte, ob sie zukünftig weiter auf dem Hof leben und mitarbeiten möchte und welche Kosten bzw. Entlohnung dafür ggf. anfällt.
- Potenzielle Nachfolgerinnen oder Nachfolger suchen: Sind die Eigentümerinnen und Eigentümer sich einig darüber, wie sie ihren Betrieb übergeben wollen, können sie sich auf die Suche nach einer Interessentin bzw. einem Interessenten machen. Infrage kommen Personen aus dem direkten Umfeld wie Kontakte, die sich durch Anzeigen und Aushänge ergeben. Insbesondere dann, wenn die abgebenden Personen weiter auf dem Hof wohnen bleiben möchten, ist eine gegenseitige Sympathie sehr wichtig.
- Die Nachfolge verhandeln: Wenn sich eine Interessentin oder ein Interessent gefunden hat, geht es darum, die Vorstellungen beider Parteien in Einklang zu bringen und rechtlich abzusichern. An dieser Stelle ist es ratsam, sich von Fachleuten wie Anwälten, Steuerberatern und ggf. auch Mediatoren beraten zu lassen. Hier sind eine offene Kommunikation und Zeit für tiefgehende Gespräche sehr wichtig.
- Die Übergabe durchführen: Wenn alle relevanten Fragen geklärt sind, kann es zum Vertragsabschluss und zur Übergabe kommen. Die Übergabe ist dann vollzogen, wenn die Nachfolgerinnen oder der Nachfolger alle Befugnisse erhalten hat.
So gelingt die Hofübergabe
Oft handelt es sich bei Hofnachfolgen um alteingesessene Betriebe mit langer Tradition. Daher ist eine Übergabe an die nächste Generation oder Personen außerhalb der Familie sehr oft auch mit starken Emotionen verbunden. Für eine gelungene Hofübergabe ist es sehr wichtig, sich frühzeitig Gedanken über die Nachfolge des Betriebes zu machen und diese so offen und tiefgehend wie möglich zu diskutieren.