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Bodenbeschaffenheit in der Landwirtschaft: Warum ein guter Boden so wichtig ist

Bodenbeschaffenheit in der Landwirtschaft: Warum ein guter Boden so wichtig ist

Unsere Böden sind die Grundlage unserer Existenz, denn auf ihnen bauen wir all unsere Nahrungsmittel an. Fruchtbare Böden sind die Voraussetzung für gutes Wachstum und ertragreiche Ernten. Die natürliche Zusammensetzung der Böden kann sich durch unsere Arbeit, aber auch den Klimawandel verändern.

 

Um diesen Veränderungen entgegenzuwirken und die Böden zu schützen, setzen wir in der Landwirtschaft verschiedene Maßnahmen um. In diesem Beitrag zeigen wir Dir, wie Böden aufgebaut sind, welche Bedeutung Bodenbeschaffenheit für die Landwirtschaft hat und was wir tun, um Böden zu schützen.

Welche Funktionen hat der Boden?

Ein gesunder Boden ist ein echtes Multitalent:

  • Er ist ein lebender Organismus und bietet Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren, Kleinstlebewesen und Pflanzen.
  • Er ist auf natürliche Weise fruchtbar und ermöglicht das Wachstum neuer Pflanzen.
  • Ein Boden baut tierische und pflanzliche Rückstände ab und schließt so natürliche Kreisläufe.
  • Er ist in einem gesunden Gleichgewicht und kann Krankheitserreger abbauen.
  • Er fungiert als Puffer und Filter von Schadstoffen und speichert effizient CO2 und andere Nährstoffe.
  • Er ist durchlässig, gleichzeitig aber auch fest und tragfähig.
  • Er ist ein guter Wasserspeicher.

Wie sind Böden aufgebaut?

Die Bodenbeschaffenheit ist sehr komplex. Böden sind nicht nur eine kompakte, einheitliche Masse, sondern ein System, das von einer großen Vielfalt an unterschiedlichen Bestandteilen profitiert. Böden bestehen zudem aus unterschiedlichen Schichten. Grob lassen sie sich in Oberboden, Unterboden und Ausgangsgestein unterteilen:

  • Humusreicher Oberboden: Die ersten 30 cm des Bodens ab der Erdoberfläche bezeichnet man als Oberboden. Er besteht vor allem aus Humus. Dieser besteht aus zersetzten Tier- und Pflanzenteilen, die von Bakterien und Pilzen um- und abgebaut wurden. Dadurch enthält Humus viele Nährstoffe für Pflanzen. Außerdem wird der Humus durch die Tätigkeit von Würmern mit mineralischen Bestandteilen durchzogen. Eine große Menge an Bodenlebewesen leben in dieser Erdschicht.
  • Humusarmer Oberboden und Unterboden: Diese beiden bestehen in der Hauptsache aus verwittertem Gestein bis zu etwa 1 m Tiefe. Je tiefer man im Unterboden vordringt, desto weniger Humus findet sich.
  • Ausgangsgestein: Unter dem Unterboden liegt Gestein, das durch Verwitterung mit der Zeit in seine mineralischen Bestandteile umgewandelt wird und so, je nach Material, zu verschiedenen Böden wird.

Welche Bodentypen gibt es?

Durch das Zusammenspiel aus klimatischen Gegebenheiten, dem Grundgestein und der geografischen Lage entstehen unterschiedliche Böden: Sie können entweder sandig, schluffig oder lehmig sein, sauer oder basisch, wassergesättigt oder gut entwässert, fruchtbar oder unfruchtbar sein.

Allein in Deutschland gibt es hunderte verschiedene Varianten von Böden, die sich in ihren Eigenschaften und in ihrer Struktur unterscheiden. Selbst auf einem Acker können sich unterschiedliche Bodentypen finden! Ausschlaggebend für die Art der Bepflanzung sind die unterschiedlichen Bodentypen.

 

Bodentypen in Westfalen-Lippe

In unserer Region Westfalen-Lippe sind vor allem verschiedene Arten von Braunerde typisch. Die Parabraunerde zählt zu den besten Böden für die Landwirtschaft, denn sie speichert viel Wasser, ist gut durchlüftet und kann Schadstoffe zurückhalten. Auf ihr wachsen selbst anspruchsvolle Kulturen wie Zuckerrüben.

Rendzina ist ein flachgründiger Bodentyp, der in steilen Hanglagen meist als Forst- und Grünland genutzt wird. In flachen Lagen, wie in Westfalen-Lippe, wird er auch als Acker genutzt.

Podsol ist nährstoffarm und stark sauer. Er eignet sich eher nicht für die landwirtschaftliche Nutzung und wird meist forstlich genutzt. Als Acker und Grünland kann er in Ausnahmefällen eingesetzt werden, wenn er gedüngt und ihm Kalk zugefügt wird.

Pseudogley wird überwiegend für Grünland und Wald genutzt und ist geprägt von einem Wechsel aus Staunässe und Austrocknung. Durch den Einsatz von Drainagen kann dieser Boden auch als Acker dienen.

Gley eignet sich durch den hohen Grundwasserspiegel nicht für die Landwirtschaft, da dieser Boden meist sehr nass ist. Wenn der Wasserstand nicht zu hoch ist, kann der Boden für die Grünlandwirtschaft, also für die Aussaat von Gras und krautigen Pflanzen für die Viehwirtschaft genutzt werden. 

Moore eignen sich durch ihren geringen Nährstoffgehalt nicht für die landwirtschaftliche Nutzung.

Was verändert den Boden?

Vor allem der Klimawandel und der Einfluss des Menschen – zum Beispiel durch Besiedlung oder die Landwirtschaft – verändern die natürliche Beschaffenheit und Struktur des Bodens. Zu den wichtigsten Auswirkungen für den Boden gehören Verdichtung, Erosion und Verlust der Biodiversität im Boden.

Verdichtung

Die Fahrzeuge in der Landwirtschaft sind in den letzten Jahrzehnten immer effizienter, aber auch schwerer geworden. Je nach Bodentyp, Anzahl der Fahrten und Gewicht der Maschine können durch das Befahren Bodenporen verschlossen und die Bodenpartikel dichter zusammengedrückt werden. Ein verdichteter Boden schränkt die Durchlüftung des Bodens und das Versickern von Wasser ein, was sich wiederum auf die Lebensbedingungen der Organismen auswirkt. Daher legen Unternehmen der deutschen Landtechnik immer größeren Wert auf die Entwicklung bodenschonender Fahrzeuge. Die stärkste Verdichtung von Böden tritt dadurch ein, dass sie durch Straßen oder Häuser überbaut werden. In diesem Fall spricht man von Bodenversiegelung.

Erosion

Erosion bezeichnet den Verlust von Boden, der durch Wasser oder Wind abgetragen wird. Vor allem die lockere Oberschicht mit dem wertvollen Humusgehalt ist am stärksten von Erosion betroffen. Bei starker Trockenheit und ungeschützten Flächen ohne Wald oder Hecken können starker Regen und Wind die losen Partikel des Bodens schnell wegschwemmen und wegwehen. Die Auswirkungen von Erosion sind beträchtlich: Das natürliche Gleichgewicht des Bodens verändert sich und die Bodenfruchtbarkeit sinkt. Dadurch haben wir auch geringere Erträge in der Landwirtschaft.

 

Verlust der Biodiversität

Die Tätigkeit von Mikroorganismen, Kleinstlebewesen und einer Vielzahl anderer Tiere machen den Boden erst zu dem, was er ist. Diese bestimmt entscheidend, wie ertragreich er ist. Die vielen Röhren der Regenwürmer zum Beispiel ermöglichen die gleichmäßige Verteilung von Wasser und die Belüftung des Bodens. Pflanzenschutzmittel und der Einsatz von Pflügen und anderen Maschinen wirken sich auf den Lebensraum der verschiedenen Lebewesen und deren Vielfalt aus.

 

Welche Maßnahmen ergreifen wir, um unsere Böden zu schützen?

Der Schutz des Bodens – unserer Existenzgrundlage – ist unser höchstes Ziel. Deshalb haben wir verschiedene Initiativen gegründet und uns zu Maßnahmen des Bodenschutzes verpflichtet.

Initiative gegen Bodenerosion und -verdichtung

Felder ganzjährig zu begrünen und zu bedecken, kann einen großen Beitrag dazu leisten, Erosion zu vermeiden. Wir verzichten zudem vermehrt auf das Pflügen, um den Oberboden nicht unnötig aufzuwühlen. Auch die Anpflanzung von sogenannten Landschaftselementen – zum Beispiel Hecken, Blühstreifen oder bewachsene Böschungen – tragen dazu bei, dass unsere Böden weniger anfällig für Winderosion werden. Außerdem bieten diese Lebensräume für viele Tiere und leisten einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Wir begleiten derzeit verschiedene Pilotprojekte, tauschen uns über ihre Ergebnisse aus und haben im Rahmen der "Offensive Nachhaltigkeit" konkrete Leitlinien und Maßnahmen gegen Erosion und Verdichtung entwickelt.

Bodenfruchtbarkeit erhalten

Nährstoffreiche, fruchtbare Böden sind die wichtigste Grundlage im Pflanzenbau. Ein fruchtbarer Boden zeichnet sich vor allem durch eine üppige Humusschicht aus. Diese regelt neben Nährstoffen auch die Luft- und Wärmezufuhr, ermöglicht den Pflanzen ein optimales Wachstum und verhindert Erosion. Um die Humusschicht zu erhalten, sind vielfältige Fruchtfolgen die wirksamste Maßnahme – also der Anbau verschiedenster Kulturpflanzen. Zurzeit führen wir eine Analyse der Anbauverfahren in unserer Region durch. Auf Grundlage der Ergebnisse werden wir gezielte Strategien und Initiativen entwickeln, um Ackerbau und Viehhaltung sowie den Anbau verschiedener Pflanzen standortgerecht zu fördern.

Stetige Verbesserung des integrierten Pflanzenschutzes

Dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und durch neue Technologien konnten wir den Einsatz stark reduzieren – und es gibt weiteres Potential für Verbesserungen. Dazu stehen wir im ständigen Dialog mit wissenschaftlichen Instituten, Unternehmen und untereinander, um uns über neue Praktiken und ihre Anwendbarkeit auszutauschen. Außerdem pflanzen wir unsere Kulturpflanzen standortangepasst an – so können wir ebenfalls den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz reduzieren.

Bedarfsgerechter Einsatz von Dünger

Pflanzen benötigen Nährstoffe für ihr Wachstum und die Kunst besteht darin, diese dem Boden bedarfsgerecht zuzufügen. Also genauso viel, wie die Pflanzen benötigen und der Boden speichern kann. In diesem Bereich hat sich bereits viel getan – doch wir können noch mehr voneinander lernen. Deshalb haben wir eine Diskussionsplattform geschaffen, in der wir Daten einzelner Betriebe miteinander vergleichen und zusammen mit der Landwirtschaftskammer NRW konkrete Pläne entwerfen, wie wir Dünger reduzierter und ausschließlich bedarfsgerecht einsetzen können.

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