Beruf Landwirt: Gehalt, Aufgaben & Ausbildung
Wenige Berufe sind so abwechslungsreich wie der des Landwirtes. Das traditionelle Hauptziel ihrer Tätigkeit ist es, Lebensmittel zu erzeugen – doch das ist bei Weitem nicht das Einzige, was Landwirte tun, denn rund um die Landwirtschaft fallen vielfältige Arbeiten an. Welche Tätigkeiten das Berufsfeld umfasst, wie man Landwirt wird, was Landwirte verdienen und ob der Landwirt ein typischer Männerberuf ist – all das liest Du in diesem Beitrag!
Was macht ein Landwirt?
Die Tätigkeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb ist sehr vielseitig und stellt vielfältige Anforderungen. Um qualitativ hochwertige Lebensmittel wirtschaftlich, ressourcenschonend und nach den gesetzlichen Vorgaben zu erzeugen, brauchen Landwirte zum Beispiel Kenntnisse in Produktionstechnik, Betriebswirtschaft und Tierhaltung. Weil sie eng mit der Natur und häufig mit Tieren arbeiten, kennen sie sich zudem mit Biologie, Chemie und Umweltschutz aus. Hinzu kommt Wissen in rechtlichen Fragen und über Möglichkeiten der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Auch die Direktvermarktung über einen Hofladen oder ein Hofcafé oder die Vermietung von Zimmern ist für viele Betriebe inzwischen ein wichtiges Standbein geworden – deshalb gehören auch Marketing und Tourismus zu den Tätigkeitsfeldern moderner Landwirte. Landwirt zu sein, bedeutet also körperliche Arbeit im Stall, auf dem Acker und in der Natur, aber auch Büroarbeit, Management, stetige Weiterbildungen und Dienstleistungen für Kunden. Außerdem fordert der Beruf, sich stetig verändernden Bedingungen anzupassen – in der Natur ebenso wie mit Blick auf gesetzliche und gesellschaftliche Anforderungen oder im Bereich der Technik.
Wie könnte der Tagesablauf eines Landwirts aussehen?
Weil die Landwirtschaft so vielfältig ist, lässt sich der Tagesablauf eines typischen Landwirts nicht pauschal skizzieren. Denn Milchviehhalter haben einen anderen Rhythmus als Geflügelhalter oder Ackerbauern. Im Folgenden stellen wir exemplarisch den Tagesablauf auf einem Milchbetrieb vor, der natürlich auch nicht auf jeden Milchbetrieb passen wird.
Grober Tagesablauf auf einem Milchviehbetrieb:
6:00 – 8:30 Uhr: Die Kühe werden gemolken und anschließend gefüttert. Zudem werden die Kälber versorgt.
8.30 – 12.30 Uhr: Im Sommer kommen die Kühe nach dem Füttern auf die Weide. Außerdem fallen verschiedene Arbeiten am Stall, auf der Wiese und auf dem Acker an, wie z.B. Stallgänge sauber machen, Zäune reparieren, Gülle fahren, Gras schneiden oder wenden und vieles mehr.
12.30 – 13.30 Uhr: Mittagspause
13.30 – 15.00 Uhr: Weitere Arbeiten auf dem Feld oder Hof oder Büroarbeit, wie Futterbestellung, Rechnungen bezahlen, Vitaldaten der Kühe analysieren usw.
15.00 – 16.30 Uhr: Kühe wieder melken und füttern
Im Idealfall haben Landwirte am Spätnachmittag Feierabend. Doch auf einem landwirtschaftlichen Betrieb kann viel passieren und die Tage verlängern sich gerne – zum Beispiel, wenn eine Kuh kalbt, sich Regen ankündigt und das Heu noch eingebracht oder eine Maschine dringend repariert werden muss.
Wie wird man Landwirt?
Landwirt darf sich derjenige nennen, der eine dreijährige Berufsausbildung zum Landwirt abgeschlossen hat. Die Ausbildung findet in staatlich zertifizierten Ausbildungsbetrieben statt und wird durch die Berufsschule begleitet. Während der Ausbildung erwerben die Auszubildenden die notwendigen vielfältigen Kenntnisse in den Bereichen der Organisation und Betriebswirtschaft, Technik, Pflanzen- und Tierproduktion. Nach dem Abschluss zum Landwirt gibt es vielfältige Möglichkeiten der Fortbildung oder Spezialisierung. Landwirtschaftsmeister sind beispielsweise berechtigt, zukünftige Landwirte auszubilden. Fachagrarwirte können sich auf landwirtschaftliche Direktvermarktung, Erneuerbare Energien oder Baumpflege und -sanierung spezialisieren. Außerdem besteht die Möglichkeit, Agrarwissenschaften zu studieren, meist an Fachhochschulen mit einem starken Praxisbezug. Agrarwissenschaftliche Studiengänge an Universitäten haben einen stärker theoretischen Schwerpunkt.
Welche Chancen und Herausforderungen bietet der Beruf des Landwirts?
Viele Landwirte, die Teil unserer Kampagne sind, haben ihren Beruf aus Überzeugung gewählt, denn er bietet ihnen verschiedene Vorteile:
- Für viele in der Landwirtschaft tätige Menschen ist die Arbeit mit und in der Natur und den Jahreszeiten eine Leidenschaft. Weil sich natürliche Prozesse trotz verbesserter Technik nie genau vorhersagen lassen, bleiben die Tätigkeiten immer abwechslungsreich.
- Der Beruf verbindet viele verschiedenen Tätigkeiten und ermöglicht Kontakt mit Menschen (zum Beispiel Mitarbeitern, Kunden, Besuchern, Lieferanten) und Tieren.
- Viele Landwirte schätzen die Selbstständigkeit, denn sie können sich Arbeitszeiten und Aufgaben relativ flexibel einteilen.
- Insbesondere kleinere Betriebe sind häufig schon seit Generationen in der Hand einer Familie. Familiengeschichte zu schreiben und den Hof ein Stück weit zu verändern und zukunftsfähig zu machen – diese Möglichkeiten sind für junge Landwirte ein wichtiger Grund, den elterlichen Hof zu übernehmen und weiterzuführen.
Doch der Beruf bringt auch Herausforderungen mit sich. Arbeitszeiten lassen sich beispielsweise häufig nicht präzise planen. Fälle von Krankheit sind eine besondere Herausforderung, denn gerade in Tierhalterbetrieben müssen die Tiere weiterversorgt werden, was in kleinen Betrieben mit wenigen Mitarbeitern zu Problemen führen kann. Risiken wie Ernteausfälle oder eine Tierkrankheit lassen sich oft nur schwer bemessen und sind teuer in der Versicherung. Zuletzt liegt auch das Gehalt landwirtschaftlicher Kräfte trotz langer Arbeitstage unter dem Bundesdurchschnitt.
![Wie verdienen Landwirte? Wie verdienen Landwirte?](/fileadmin/_processed_/7/0/csm_iStock-1186025485_a35f6edb57.jpg)
Was verdienen Landwirte?
Laut Statistischem Bundesamt arbeiten Vollzeitkräfte in der Landwirtschaft mehr als jede andere Berufsgruppe in Deutschland: Mit durchschnittlich 48,8 Wochenstunden liegt das Arbeitspensum von Landwirten über dem Bundesdurchschnitt von 41,4 Wochenstunden. Doch bedeutet dies, dass Landwirte auch überdurchschnittlich viel verdienen? Diese Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten, denn zum einen hängt es davon ab, ob die Person angestellt oder selbstständig ist. Zum anderen schwankt das Einkommen in den Betrieben zum Teil stark und verändert somit stetig die Unternehmensergebnisse:
Angestellte Landwirte: 2018 waren 57% der deutschen Landwirte angestellt und verdienten durchschnittlich 18.078 Euro brutto pro Jahr. Dieser Verdienst liegt deutlich unter dem durchschnittlichen Gehalt anderer Berufsgruppen, das im gleichen Jahr bei 35.922 Euro lag. 2018 waren 57% der Beschäftigten in der deutschen Landwirtschaft angestellt und verdienten durchschnittlich xxy€ brutto pro Jahr. Dieser Verdienst liegt deutlich unter dem durchschnittlichen Gehalt anderer Berufsgruppen, das im gleichen Jahr bei 35.922 Euro lag (neue Version).
Selbstständige Landwirte: Das Einkommen selbstständiger Landwirte zu bemessen, ist komplex. Denn diese haben häufig verschiedenen wirtschaftliche Standbeine (z.B. Direktvermarktung, Energieerzeugung aus Photovoltaik- oder Biogasanalagen und Lebensmittelerzeugung), die nicht zusammen in einer Statistik erfasst werden. Zudem schwankt das Einkommen mit dem Ernteerfolg sowie anderen Wirtschaftsfaktoren, wie Preise für Saatgut, Futtermittel oder der Nachfrage. 2018 erhielten Milchviehbetreibe beispielsweise hohe Gewinne, etwa drei Jahre zuvor gab es eine Milchpreiskrise und die Betriebe erwirtschafteten die geringsten Gewinne unter allen landwirtschaftlichen Betrieben. Um dennoch einen Eindruck dafür zu bekommen, wie viel selbstständige Landwirte verdienen, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium einen Vergleichslohn entwickelt, der zumindest grob all diese Einflussfaktoren berücksichtigt und alle vier Jahre neu berechnet wird. Der aktuelle vergleichende Bruttolohn aus dem Jahr 2018 beträgt 35.095 Euro brutto pro Jahr.
Bruttolöhne im Vergleich: Selbstständige Landwirte verdienen im Vergleich zu ihren Angestellten deutlich mehr – doch auch dieser Lohn liegt noch unter dem deutschen Durchschnitt anderer Angestellter, die zudem weniger arbeiten. Die hohen Verlustrisiken und ein vergleichsweise geringes Einkommen bei hohem Aufwand ist deshalb ein wichtiger Grund dafür, dass etwa 50% aller deutschen Höfe ihren Betrieb heute im Nebenerwerb betreiben. So verdient der Landwirt den größten Teil seines Einkommens außerhalb der Landwirtschaft, ein geringerer Teil wird im Rahmen einer landwirtschaftlichen Arbeit erworben.
Wie ist das Verhältnis von Männern und Frauen unter den Landwirten?
Weltweit sind knapp die Hälfte der in der Landwirtschaft tätigen Menschen weiblich – dieses trifft jedoch nicht auf Deutschland zu, denn hierzulande waren es 2020 nur etwa ein Drittel. Unter allen Betriebsformen der Landwirtschaft sticht eine jedoch heraus, in der Frauen überdurchschnittlich häufig zu finden sind: in Betrieben mit Pferdehaltung. In den statistischen Erhebungen fällt zudem auf, dass Frauen meist als Angestellte, häufig in Teilzeit, tätig und weniger in Führungspositionen landwirtschaftlicher Betriebe zu finden sind. Eine großangelegte Studie des Thünen-Instituts und der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium erhebt aktuell Daten zur Bedeutung und Rolle der Frauen in der Landwirtschaft, um diese zukünftig politisch und sozialrechtlich besser fördern zu können.
Fazit: Landwirt aus Leidenschaft
Landwirt zu sein, ist ein Beruf voller Abwechslung. Diese Vielfalt bringt viele Vorteile mit sich und macht die Tätigkeit für viele Landwirte und Landwirtinnen so erstrebenswert. Nicht zu vergessen sind jedoch auch die Herausforderungen, die es mit sich bringt, mit der unvorhersehbaren Natur und dem Wetter wirtschaftlich und ressourcenschonend zu arbeiten. Deshalb ist für viele Landwirte ihr Beruf nicht nur ein Job, sondern eine Berufung, der sie aus Leidenschaft nachgehen.
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