Direkt zu den Inhalten springen
Hofübergabe

Alte Sorten

Alte Sorten – das klingt nach Nostalgie und Bauernhofromantik. Und ein wenig stimmt das auch, denn alte Sorten stehen für lange Traditionen und historische Pflanzen, die nicht alle gleich aussehen, sondern sich in Größe und Form unterscheiden. Doch was genau sind „alte Sorten“ eigentlich und inwieweit unterscheiden sie sich von neuen? Das zeigen wir in diesem Blogbeitrag am Beispiel der Stromberger Pflaume. 

Alte Sorten – was sind das?

Es gibt keine etablierte oder rechtsgültige Definition, was alte Sorten sind, denn – wie wir alle wissen – der Begriff „alt“ ist relativ. „Alte Sorten“ bezeichnen jedoch in der Regel solche Pflanzen, die über mehrere Jahrhunderte angebaut wurden. Grundsätzlich unterteilen sich alte Sorten in zwei Kategorien: Alte Zuchtsorten und Landsorten. Alte Zuchtsorten sind das Resultat gezielter, menschlicher Züchtung. Das Saatgut hat spezifische Eigenschaften, die bewusst über mehrere Pflanzengenerationen verstärkt wurden. Im Gegensatz dazu entstanden Landsorten eher durch natürliche Selektion und bäuerliche Auslese, ohne gezielte züchterische Eingriffe. Alte Sorten umfassen zudem einheimische Sorten und eingeführte Sorten, bei denen Saatgut aus anderen Regionen importiert wurde. 

Was sind neue, moderne Sorten?

Im Gegensatz zu alten Sorten, die sich oft über Jahrhunderte hinweg entwickelt haben, entstehen moderne Sorten in einem viel kürzeren Zeitraum, manchmal sogar nur innerhalb weniger Jahre. Obwohl die Grundprinzipien der Züchtung – wie Selektion und gezielte Kombination bestimmter Eigenschaften – gleichgeblieben sind, hat die moderne Technologie diesen Prozess erheblich beschleunigt und präzisiert. Heute setzen Züchter auf Methoden wie Genomsequenzierung, computergestützte Analyse und sogar gezielte Genmodifikation des Saatguts, um Pflanzen mit speziellen Merkmalen, etwa erhöhter Krankheitsresistenz oder besseren Erträgen, zu entwickeln.

 

Vorteile und Nachteile von alten und neuen Sorten

Alte Sorten bringen einige einzigartige Vorteile mit sich. Sie sind oft besser verträglich und insbesondere bei Apfelsorten für Allergiker geeigneter. Zudem sind sie häufig resistenter gegen Krankheiten und Schädlinge, benötigen dadurch oft weniger Pflanzenschutzmittel. Ihre Anpassungsfähigkeit an lokale Gegebenheiten macht sie zudem zu wertvollen Akteuren in Zeiten des Klimawandels. Allerdings gibt es auch Nachteile: Alte Sorten sind oft weniger ertragreich und können optisch ungewöhnliche Formen haben, die ihre Verarbeitung erschweren.

Im Gegensatz dazu zeichnen sich neue Sorten vor allem durch ihre hohe Produktivität aus. Sie sind jedoch zum Teil anfälliger für Krankheiten was tendenziell oft einen höheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nötig macht. 

 

Die Stromberger Pflaume – eine alte Sorte im Münsterland

Die Stromberger Pflaume ist eine relativ kleine, blaue Pflaume, die eine lange Geschichte im Münsterland hat. Seit 2013 hat sie das Siegel einer geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) erhalten, was ihre besondere Qualität und regionale Herkunft unterstreicht.

Die Geschichte der Stromberger Pflaume

Die Stromberger Pflaume hat eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1790 zurückreicht: Ludwig Niedieck brachte sie von einer Reise durch Südfrankreich ins Münsterland mit und initiierte ihren Anbau. Dank der einzigartigen klimatischen Bedingungen und den besonderen Bodeneigenschaften auf den südlichen Abhängen des „Stromberges“, der heute zu Oelde gehört, wurden dort innerhalb weniger Jahrzente 30.000 Bäume gepflanzt. 

Anfangs wurden die Pflaumenbäume vorwiegend auf Streuobstwiesen und in Randreihen angepflanzt, heute findet man etwa 15.000 Bäume vor allem in Plantagen. Die Erntemethoden haben sich ebenfalls gewandelt: War das Pflücken der Früchte früher eine zeitaufwendige Handarbeit, die viele Helfer erforderte, wurde Ende der 1960er Jahre auf eine effizientere Rütteltechnik umgestellt, bei der die reifen Pflaumen auf ausgebreitete Tücher fielen. Nur ein geringer Teil der Ernte muss heute noch von Hand gepflückt werden.

 

Ein Allrounder in der Küche – die Stromberger Pflaume

Die Stromberger Pflaume ist eine relativ kleine Zwetschge, die für ihren aromatischen, süßen Geschmack bekannt ist. „Die Pflaume schmeckt nicht nur pur sehr lecker, sondern eignet sich auch für Backen, Einkochen und die Herstellung von Marmelade und Mus“, erzählt Marion Stemich, auf deren Hof – dem Pflaumenhof Stemich – die Stromberger Pflaume seit mehr als 100 Jahren angebaut wird. Die Landwirtin kombiniert die Pflaume zudem auch gerne mit herzhaften Gerichten, wie Wildgulasch oder als Chutney zur Stromberger Brotzeit. 

Was sind weitere bekannte alte Gemüse- und Obstsorten?

In Deutschland erleben viele alte Obst- und Gemüsesorten derzeit eine Renaissance. Neben der Stromberger Pflaume sind das beispielsweise die Apfelsorte „Boskoop“ aus dem Alten Land, die Frankfurter Kräuterbirne und der Schwäbische Weinbergpfirsich. Auch bei Gemüsesorten gibt es spannende Beispiele: So erlebt der Lippische Knieperkohl (ein Sauergemüse, das aus verschiedenen Kohlsorten besteht) ebenso ein Comeback wie die Bamberger Hörnla, eine krumme Kartoffelsorte aus Franken.

Warum wir die Vielfalt aus alten und modernen Sorten brauchen

Die steigende Weltbevölkerung und die Folgen des Klimawandels machen eine nachhaltige Nahrungsversorgung immer wichtiger. In diesem Kontext haben alte Sorten eine besondere Rolle, denn dank ihrer genetischen Vielfalt sind sie oft resilienter gegenüber Umweltstress (wie Hitze oder Wasserarmut) und können als genetische Ressource für die Züchtung klimaresistenter Pflanzen dienen. Eine Möglichkeit der Züchtung ist die sogenannte Veredelung, bei der zwei alte Sorten durch Propfen miteinander verbunden und zu einer Pflanze werden. 

Moderne Kulturpflanzen, die durch intensive Züchtungsarbeit entstanden sind, bieten hohe Erträge und sind oft resistent gegen spezifische Krankheiten und Schädlinge. Diese Pflanzen sind von zentraler Bedeutung für die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung. Zusätzlich wird ihre Züchtung zunehmend darauf ausgerichtet, den Herausforderungen extremer Wetterbedingungen zu trotzen. Alte und moderne Sorten moderne Sorten ergänzen sich und bilden zusammen ein wertvolles genetisches Reservoir, das im Zeitalter des Klimawandels von immenser Bedeutung ist.

 

Wie Du alte Sorten schützen kannst

Vom Kauf regionaler Produkte bis zur eigenen Anzucht im Garten oder auf dem Balkon – jeder kann einen Beitrag zum Erhalt dieser wertvollen Sortenvielfalt leisten. Informiere Dich bei regionalen Anbietern oder besuche Erhaltungsgärten, um mehr über die Vielfalt und Bedeutung alter Sorten zu erfahren. 

Informiere Dich über

Versteckte Kosten von Lebensmitteln

Mehr erfahren

Landwirtschatf und Klimawandel

Mehr erfahren

Bodengare

Mehr erfahren

Hafer: Aussaat, Anbau & Ernte

Mehr erfahren

Weizen: Aussaat, Anbau & Ernte

Mehr erfahren

Gerste: Aussaat, Anbau & Ernte

Mehr erfahren

Kulturpflanzen

Mehr erfahren

Welche Lebensmittel enthalten tierische Inhaltsstoffe?

Mehr erfahren

Regionale Lebensmittel

Mehr erfahren

Agrotourismus

Mehr erfahren

Entwicklung der Landwirtschaft

Mehr erfahren

Vertical Farming

Mehr erfahren

Crowdfarming

Mehr erfahren

Regenerative Landwirtschaft

Mehr erfahren

Agroforstwirtschaft

Mehr erfahren

Bioenergie

Mehr erfahren

Insektensterben in Deutschland

Mehr erfahren

Neonicotinoide als Risiko für Bienen

Mehr erfahren

Studie "Zukunftsbauer"

Mehr erfahren

Arbeitsgruppe "Zukunftsbauer"

Mehr erfahren