Was ist Agroforstwirtschaft?
Agroforstwirtschaft bezeichnet ein System der Doppellandnutzung, bei dem Gehölze (Sträucher oder Bäume) mit Ackerbau oder Grünland kombiniert werden. Ziel ist, positive Wechselwirkungen aus beiden Systemen für die Ökologie und die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten zu generieren.
Was sind die Vorteile von Agroforstwirtschaft?
Agroforstsysteme stärken die Natur und das ökologische Gleichgewicht, wirken sich aber auch positiv auf die wirtschaftlichen Prozesse von landwirtschaftlichen Betrieben aus. Diese Nutzen zeigen sich erst langfristig, da das Wachstum von Bäumen und Sträuchern zunächst mehrere Jahre benötigt und sich tiefergreifende Änderungen im ökologischen Zusammenspiel erst nach Jahren bemerkbar machen.
Ökologische Vorteile
Agroforst steht für nachhaltige Landwirtschaft, welche die Natur schützt und auch die Landwirtschaft resilienter gegenüber klimatischen Einflüssen macht.
- Verbesserung des Mikroklimas und der Bodenfruchtbarkeit: Die im Herbst herabfallenden Blätter von Bäumen und Stäuchern schützen die landwirtschaftlichen Nutzflächen in Trockenperioden, da sie deren Austrocknung verhindern. Schließlich reichern sie die Humusschicht an. Zudem lockert das tiefliegende Wurzelwerk der Gehölze den Boden auf und sorgt für eine bessere Verteilung des Wassers. Im Zusammenspiel verbessern sich so das Mikroklima und die Fruchtbarkeit auf den Äckern.
- Erosionsschutz: Bäume und Sträucher schützen den Boden vor Stürmen und Wind. Damit dienen sie als natürlicher Erosionsschutz. Auch ein hoher Humusgehalt im Boden schützt vor Erosion, da sein Gefüge den Boden verbindet und verklebt. Dies macht ihn weniger anfällig für Abtragungen.
- Erhöhung oder Erhaltung der Biodiversität: Mehrjährige Bäume und Sträucher bieten Nahrungsquellen sowie Schutz- und Lebensräume für Insekten und andere Tiere. Agroforstwirtschaft wirkt sich somit positiv auf die Artenvielfalt aus.
- CO2-Speicher: Im Rahmen der Photosynthese nehmen Bäume Kohlenstoffdioxid auf und fungieren so als CO2-Speicher. Dabei binden sie CO2 im Boden, wodurch dieser gestärkt wird. Gleichzeitig spenden die Bäume wertvollen Schatten.
- Schutz des Grundwassers: Dünge- und Pflanzenschutzmittel, die nicht vollständig von den Kulturpflanzen absorbiert werden, werden durch die Gehölze aufgenommen. So wird verhindert, dass diese ins Grundwasser oder in umliegende Gewässer gelangen.
Ökonomische Vorteile
Die ökologischen Vorteile der Agroforstwirtschaft wirken sich auch positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe aus:
- Erweiterung der Erzeugnispalette: Die Agroforstwirtschaft basiert darauf, dass an einem Standort mehrere Erzeugnisse angebaut werden. Dies erweitert die Produktpalette des landwirtschaftlichen Betriebs.
- Positive Wirkung auf Ertragshöhe bei jährlichen Ackerkulturen: Die Verbesserung von Bodenfruchtbarkeit und Mikroklima erhöht nachweislich die Ertragsbilanz. Besonders an ertragsarmen Standorten bietet Agroforstwirtschaft daher viel Potenzial.
- Reduktion des Einsatzes von Dünger- und Pflanzenschutzmitteln: Blätter als Biomasse für den Humus tragen zur Nährstoffvielfalt im Boden bei und senken den Bedarf an Düngemitteln. Ein gesunder Boden und eine artenreiche Umgebung infolge des Agroforstsystems sind zudem weniger anfällig für Krankheiten und Schädlingsbefall, was den Bedarf an Pflanzenschutzmitteln reduziert.
Was sind die Nachteile von Agroforstwirtschaft?
Der Aufbau eines Agroforstsystems ist ein langfristiger und zunächst kostenintensiver Prozess. Schließlich kann es bis zu 10 Jahre dauern, bis die Gehölze die notwendige Höhe und das notwendige Alter erreicht haben. Zudem müssen sich die Landwirtinnen und Landwirte langfristig an den Nutzungszweck der Fläche binden. Dies macht sie weniger flexibel in der Flächennutzung.
Agroforstwirtschaft geht mit einem höheren Arbeitsaufwand einher, denn neben den Kulturpflanzen müssen Bäume und Sträucher gepflegt und zurückgeschnitten werden. Je nach Abstand zum Acker beeinträchtigt dies den Gebrauch von großen Landmaschinen, wie Treckern oder Mähdreschern.
Welche Formen der Agro-Landwirtschaft gibt es?
Agroforstsysteme sind sehr vielfältig und bieten den landwirtschaftlichen Betrieben je nach Standort unterschiedliche Möglichkeiten. Die wahrscheinlich bekannteste Form der Agro-Landwirtschaft in Deutschland sind Streuobstwiesen. Hier wachsen Obstbäume auf einer Wiese, die zudem als Futterquelle für Nutztiere wie Rinder oder Schafe genutzt werden. Doch Agro-Landwirtschaft lässt sich auch auf andere landwirtschaftliche Flächen anwenden, die in Deutschland bisher weniger vertreten sind und für die deshalb zum Teil englischsprachige Begriffe geläufig sind:
Alley Cropping (übersetzt als „Allee-Anbau“)
Beim Alley-Cropping werden Bäume oder Sträuche in Reihen parallel angepflanzt. Zwischen diesen „Alleen“ befinden sich konventionelle Ackerbaukulturen, wie Mais und Getreide.
Forest Farming (Waldbepflanzung)
Hierbei werden bestimmte Nutzpflanzen, die zum Klima und den anderen Pflanzen des Ökosystems passen, in Waldflächen angebaut.Hierzu zählen insbesondere Blumen, Heilkräuter, Pilze oder Beeren.
Hecken
Um Ackerflächen vor starken Winden zu schützen, werden in vielen Ländern oft Hecken quer zur Windrichtung in mehreren Reihen angepflanzt. Diese Hecken leisten auch – neben dem Schutz – auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.
Gewässerschutzstreifen
Agroforstsysteme schützen Ackerflächen, die sich nah an Flüssen und Gewässern befinden, die zur Überschwemmung neigen. Gleichzeitig liefern die im Schutzstreifen angebauten Gehöze, wie Nussbäume und Beerensträucher, wertvolle Erträge.